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on Falaise, einem kleinen Ort
in den französischen Arden-
nen, hatte ich bis zu diesem Zeit-
punkt noch nie etwas gehört. Auch
nichts von einer kleinen Kapelle,
die 1917 von deutschen Soldaten
dort erbaut worden war. Anfang
2009 erzähltemir einMitglied der
deutsch-französischen Gesell-
schaft in Kassel die Geschichte
dieserKapelle. ImerstenWeltkrieg
war der kleine Ort Falaise sehr
früh von deutschen Truppen be-
setzt worden. Die deutschenTrup-
pen stationierten in der Folge dort
ein Regiment und nutzten den Ort
als sogenannte Etappe. Einheiten
arbeit
Die Kiefern bei der Kapelle von Falaise
Die Kapelle von Falaise war zwi-
schen 1917 und 1918 von deut-
schen Soldaten am Rande eines
deutschen Soldatenfriedhofes er-
baut worden. Die Kapelle blieb ste-
hen, auch nachdem die Gefallenen
auf einen zentralen Soldatenfried-
hof umgebettet worden waren. Al-
lerdings erfolgten keinerlei In-
standsetzungsarbeiten mehr, so
dass die Kapelle langsam zerfiel,
während eine Kiefer, die sich an
ihre Mauer schmiegte, prächtig ge-
dieh, größer und vor allem breiter
wurde. Jetzt soll die Kapelle reno-
viert werden – und die Kiefer
bleibt. Ein Bericht von Olaf Florin
des Regiments wurden jeweils für
zwei bis drei Wochen an die Front
verlegt und ‚durften‘ sich im An-
schluss eine Woche imDorf ‚erho-
len‘. Die Gefallenen des Regi-
mentes wurden am Rande des
schon damals vorhandenen Dorf-
friedhofs beigesetzt. Zwischen
1917 und 1918 erbauten deutsche
Soldaten die kleine Kapelle, um
ihre Toten würdevoller zu beerdi-
gen und selbst einen Ort der An-
dacht zu haben. Etwa zehn Jahre
nach Ende des ersten Weltkrieges
wurden die hier liegenden Toten
vom Volksbund Deutsche Kriegs-
gräberfürsorge auf den zentralen
Soldatenfriedhof nach Chestres
umgebettet. Zurück bliebdie kleine
deutsche Kapelle, um die sich aber
niemand mehr kümmerte. Heute
steht neben derKapelle einemäch-
tigeKiefer, und nun beginnt unsere
Rolle in der Geschichte dieser Ka-
pelle.
MeinGesprächspartner berichte-
te mir, dass die mächtige Kiefer
den oberenMauerabschluss einge-
drückt habe. Jetzt solle dieKapelle
renoviert werden und man überle-
ge sich, obman nicht ein Stück aus
dem Kiefernstamm ausschneiden
könne, um den Mauerabschluss
wiederherzustellen. Bei so einer
Frage sträuben sich natürlich bei
jedem Baumpfleger die Nacken-
haare – mein kurzes Statement
über Baumbiologie erreichte nicht
wirklich seinen Adressaten. Aber
mein Interesse an dieser Kiefer
und der Kapelle war geweckt. Des-
halbwollte ichmir das vor Ort ein-
mal anschauen.
Friedens
kletterblatt 2011
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