Kletterblatt 2011 - page 94

für sie schon schwer war, den Inhalt zu verstehen.
Wir nahmen uns vor, das später noch einmal mit
Anatolij zu besprechen.
Im Park entdeckten wir einige Bäume, in denen
Kronensicherungen eingebaut waren. Bei diesen Si-
cherungen handelt es sich um Konstruktionen aus
gespannten Stahlseilen und ca. 10 cm breiten Stahl-
streifen, die über einem Gummischutz den Baum
halbkreisförmig umschlingen. Da auch Seilspanner
eingebaut sind, lässt sich das System wohl leicht
nachregulieren. Auch die halbkreisförmigen Um-
schlingungen scheinen sehr dauerhaft zu sein, aber
wie sind die Auswirkungen auf die Bäume?
Russische Aufstiegstechnik
AmnächstenMorgen trafenwir Viktor und Volodja
aus Anatolijs Team. Beide arbeiteten und kletterten
schon seit über 25 Jahren zusammen. Trotz Sprach-
barriere hatten wir zu diesen sympathischen rus-
sischen Kollegen sofort einen direkten Draht. Auf-
grund der gemeinsamen Erfah-
rungen mit Bäumen konnten wir da
Verbindungen schaffen, wo man-
gelnde Sprachkenntnis eigentlich
Sperren errichtet. Lutz demons-
triert an einer toten Stieleiche, die
gefällt werden soll, den Einsatz von
Steigeisen. Dass die Verwendung
von Steigeisen nur bei Fällungen zulässig sei, musste
Sayana nur mit den ersten Worten übersetzen, da
winkten die russischen Kollegen schon ab. Das sei
wegen der zu erwartendenVerletzungen ja selbstver-
ständlich!
Nun zeigten uns Viktor undAnatolij ihre Aufstiegs-
techniken. Anatolij hatte davon schon vorher berich-
tet. Als er uns vor 2 Tagen beobachtete, meinte er,
unsere Methode, vom Boden aus in die Baumkronen
zu gelangen, sei viel zumühsam, die russische Tech-
nik könne man anwenden, bis man 80 sei. Bei dieser
Methode wird kein Seil vorher eingeschmissen. Vik-
tor bestieg mit Hilfe von zwei Strickleitern mit je 4
Sprossen eine Eiche. Dabei stand er jeweils auf der
einen Strickleiter, während die zweitemit Hilfe eines
Seiles mit Karabinerhaken etwas höher um den
Baumgeschlungen und so befestigt wurde. Nach dem
Erreichen der Krone kletterte er, ähnlich wie wir es
tun, hoch in die Krone, um den Ankerpunkt für die
Seile zu finden. Danach kehrte er an die eigentliche
„Arbeitsstelle“ zurück.
Auch beimAstschnitt führen die
russischen Baumkletterer ihre
Strickleiternmit und benutzen sie,
an den Ästen hängend, als Tritte.
ImGegensatz zu uns treten sie da-
durch weniger häufig direkt auf
die Äste.
kletterblatt 2011
94
Ausland
Report
1...,84,85,86,87,88,89,90,91,92,93 95,96,97,98,99,100,101,102,103,104,...132
Powered by FlippingBook