Kletterblatt 2011 - page 100

In den kommenden achtMonaten
verfolgten wir den Fortschritt der
Renovierung auf der Internetseite
und wur-
den auch von David Murzin auf
dem Laufenden gehalten. Ende
März 2010 stand fest, dass dasMa-
terial für einen neuen Dachstuhl
inklusive Schiefereindeckung im
Wert von 10.000,- Euro über Sach-
spenden bereitgestellt werden
konnte und eine Abordnung der
Reservistengemeinschaft Püttlin-
gen einschließlich Dachdecker im
Mai anreisen würde, um das Dach
neu zu erstellen.
Nun war die Zeit gekommen, un-
seren Beitrag zu leisten. Bevor das
Kirchlein denneuenDachstuhl be-
kommen sollte, würden wir das
Totholz aus den zwei Kiefern holen
und alles tun, was sonst noch an
denBäumen getanwerdenmusste.
Endlich konntenKatrin als Roma-
nistin und ich als Baumpfleger un-
sere Leidenschaften zusammen-
werfen. Bei der Auswahl des zwei-
tenKletterers fiel dieWahl schnell
auf Andreas Piepenburg. Er ist ein
versierter Kletterer und guter
Baumpfleger, unsere Zusammen-
arbeit in vielen Montageeinsätzen
erprobt und auslandserfahren. Es
war wenig Überzeugungsarbeit
nötig, um ihn von einemunentgelt-
lichenEinsatz an einemverlänger-
tenWochenende zu überzeugen.
An einem Freitag Anfang Mai –
eine Woche vor den geplanten
Dachstuhlarbeiten – machten wir
uns also auf den Weg. Spätnach-
mittags kamen wir in Falaise an
und der Empfang schloss sich
nahtlos an den herzlichen Ab-
schied vomvergangenen Jahr an.
An der Kapelle hatte sich zwi-
schenzeitlich einiges getan. Der
Dachstuhl war abgebaut und in
Teilen als Informationswand auf-
gestellt. Auch das Umfeld der Ka-
pelle hatte sich verändert. Der Efeu
war von der Kapelle und allenBäu-
men in der unmittelbaren Umge-
bung entfernt oder mindestens ge-
kappt worden. Die Waldrebenvor-
hänge und derWildwuchs aus Ho-
lunder, Brombeere undÄhnlichem
waren ebenfalls verschwunden.
Das war ein ganz neuer Anblick
und jetzt konnte man auch gut er-
kennen, dass die beiden Kiefern
rechts und links zusammen mit
der Kapelle ein schönes und wir-
kungsvolles Ensemble bildeten. In
der kommenden Stunde bis zur
Dämmerung besprachen wir die
Arbeiten des kommenden Tages.
Die Texte auf den Infotafeln liefer-
ten weiteren Gesprächsstoff. So
langsam bekamen wir ein Gefühl
für die Besonderheit des Ortes.
Nach dem Zeltauf bau auf einer
Wiese oberhalb des Friedhofs
drehten sich unsere Gespräche
beim Feierabendbier hauptsäch-
lich um die Geschichte dieser Ka-
pelle, desÖrtchens Falaise und der
ganzenRegion, diedenerstenWelt-
krieg so hautnah miterlebt hat.
Nacheinemortsüblichenpetit dé-
jeuner, Frühstück, machenwir uns
bei strahlend blauem Himmel an
die Arbeit. Die größere Kiefer wol-
lenwir zu zweitmachen. Jeder eine
Seite des Baumes und man kann
sich noch gut über schöne Bäume,
schöne Baumpflege und schöne
Baumpf legeorte unterhalten,
schließlich sind wir ja fast im Ur-
laub. Die Arbeiten an sich entspra-
chen dem alltäglichen Baumpfle-
gegeschäft.Hauptsächlich waren
abgestorbeneÄste bis indenStark-
astbereich zu entfernen. Einige
Äste hatten ältere Sturmschäden
undwaren eingerissen und seitlich
verdreht. Da sie aber offensichtlich
seit Jahren in diesemZustand und
ohne Einfaulung auf anderen Äs-
ten auflagen, hattenwir hier ledig-
lich im Schwachastbereich etwas
Entlastung geschaffen. Am Boden
herrschte auf dem Friedhof mitt-
lerweile reger Publikumsverkehr.
Katrin, die sich eigentlich auf einen
ruhigen Vormittag mit Buch im
Beach-Rolly eingestellt hatte, war
fast ausschließlich damit beschäf-
tigt, diewechselndenZuschauer zu
informieren. Was macht man in
der Baumpflege, was machen die
beiden gerade an den beiden Kie-
fern, wie funktioniert die Seilklet-
tertechnik usw. Und natürlich
musste sie jedes Mal pflichtbe-
wusst lächeln, wenn es hieß: „wie
die Eichhörnchen springen die da
rum!“Wir kürzten noch einige tief
hängende Astschleppen ein und
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