Kodama Baumpflege
zertifizierter Baum- und Industriekletterer
Thomas Schirp
Wieso stoppt das
Aufstiegsseil
regelmäßig vor
grober Rinde?
Ich habe mir darüber Gedanken
gemacht und ein kleines Hilfsmit-
tel entwickelt.
Es begann mit dem immer wieder
vorkommendenProblembeimSeil-
einbau. Die Wurfleine wurde ein-
gebaut, dasAufstiegsseil eingekno-
tet und beim Einziehen stoppt das
stumpfe Ende des Aufstiegsseils
vor grober Rinde oder sonstigen
Hindernissen.Was einfach nur är-
gerlich ist. NacheinigemÜberlegen
und Suchen in meiner Werkstatt
fand ich dann die Lösung:
Die Spitze einer
Silicon-Kartusche.
Die spitze Öffnung wird so weit
gekürzt, dass die Wurfleine hin-
durchpasst. DasAufstiegsseil wird
wie gewohnt eingebunden und die
Spitze mit dem Gewinde über das
Aufstiegsseil gedreht.
Bei einem 10mm Aufstiegsseil
funktioniert das super, die Spitze
lässt sich ca. 1cm über das einge-
bundene Seil drehen. Dadurch fi-
xiert sich dieWurfleine zusätzlich
am Seil und aufgrund der spitzen
Form bleibt das Seil nicht mehr
hängen.
Seilprofis amWerk
Hier eine etwas komplizierte, aber fin-
gerschonende und schnelle Methode
zumSpleissen vonDyneemaWurfleinen:
Benötigt wird:
- Vasofix Braunüle, Durchmesser 2,2mm
(Apotheke)
- Sekundenkleber
- Messer
- Feuerzeug
- Metallfeile (fein)
- Papier zum abwischen
Zuerst entfernt man für mindestens
30 cmden evtl. vorhandenen Nylonkern.
Dann trägt man ganz leicht rings um das
Ende der Wurfschnur Sekundenkleber auf
undwischt ihnmit Papier sofort wieder ab,
um eine harte, gleichmäßige Hülle zu be-
kommen. Danach schneidet man das Ende
der Wurfschnur in sehr spitzemWinkel ab,
umein hartes und schräges Ende zu erhal-
ten. Das lockere Innere derWurfschnur, das
sich später beimDurchziehen verkannten
könnte, wird nochmals mit Sekundenkle-
ber stabilisiert und das Ende, falls notwen-
dig, erneut schräg angeschnitten.
Danach wird die spitze Seite der Braunü-
le leicht abgestumpft, um Verletzungen
der Wurfleine durch die Spitze zu vermei-
den. Nun führt man ca. 25 cm vomWurf-
schnurende die Nadel genaumittig in das
Hohlgeflecht der Wurfleine in Richtung
Ende ein. Dabei ist darauf zu achten, dass
die Braunüle zwischen den ganzen Litzen
und nicht einfach irgendwie in die Schnur
geschoben wird. Einführungsfehler ma-
chen ein späteres Spleissen zur Gedulds-
probe. Nach ca. 4 cm verlässt man die
Schnur.
Jetzt gibt es 2Möglichkeiten: Entweder
man lässt 1 cm Zwischenraum und führt
dann die Braunüle erneut für weitere 4 cm
in dieWurfleine ein oder man verlässt die
Schnur wie gehabt und durchsticht diese
nach ca. 1 cm. Hier wird ein späteres ver-
sehentliches Herausmelken des Spleisses
verhindert.
Jetzt folgtderwichtigsteSchritt:dasEnde
mit der geraden abgeschnittenen Seite
wird soweit wiemöglich inund auf die Spit-
ze der Braunüle geklebt. Der Übergang von
Braunüle zur Wurfschnur wird mit Kleber
gefüllt und sofort mit Papier abgewischt,
um den Durchmesser von Nadel oder
Schnur nicht zu vergrößern. Es muss vor
allem darauf geachtet werden, dass der
richtige Kleber benutzt wird. Sonst kann es
vorkommen, dass sich die Verbindung von
NadelundSchnurendelöstundmanerneut
von vorne anfangen darf.
Gut trocknen lassen und dann vorsichtig
durchziehen, die Braunüle kann etwas hin
und her gedreht werden, dabei wird die
aufgeschobene Schnur mit den Fingernä-
geln über die Braunüle geschoben. Die
Schnur voll durchziehen und möglichst
nahe an der Austrittsstelle der Wurfleine
abschneiden. Das gesplissene Auge nach
Belieben herausziehen.
Jetzt an der Nadel die Wurfleine ab-
schneiden. Schnur und Kleberreste ab-
brennen. Den entstandenen Ruß an der
Spitze der Nadel entfernen. Nun kann die
Sollbruchstelle (die gelbe, rote oder rot-
weiße Wurfleine, wobei die rot-weiße
schwerer zu spleissen ist) mit gleichem
Verfahren – aber ohne Braunüle – in das
Auge der vorherigenWurfschnur eingesp-
leisst werden. Bei diesenWurfleinen geht
das besonders einfach, wenn man das
Ende mit dem Feuerzeug erwärmt und
eine Spitze formt. Diese kannmeist ohne
Hilfsmittel in das Hohlgeflecht eingesto-
chen werden. Falls doch ein Hilfsmittel
benötigt wird, kannmit einer Kugelschrei-
bermine vorgestochen werden
Thomas Fischer
Tel. 09573 405183, Mobil 0173 3569184
kletterblatt 2011
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Tipp 2011