Kletterblatt 2011 - page 38

kletterblatt 2011
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durchgegangen. Zugegeben, mir war schon einwenig
mulmig dabei. Die von Ralph geschilderte Sachlage
klang nicht gut. Und wie immer vor solchen außerge-
wöhnlichen Einsätzen stieg meine Anspannung mit
jedem Kilometer, dem wir uns der Fichte in Hirsch-
horn näherten. Wahrscheinlich ist das gut so. Es
dient der mentalen Vorbereitung und schützt vor ei-
ner die Sicherheit vernachlässigenden Lässigkeit.
Alswir uns um8UhrmitRalph trafen, zeigte sich so-
fort, dassdieSituationsowar,wie iches befürchtet hat-
te: eswarhochgradigbrisant. RalphhattealsProfi rich-
tig erkannt, dass hier ein vomStandard abweichendes
Verfahren notwendig sein würde. Wir hatten sehr
großenRespekt vor der Situation undwaren uns einig,
dass äußerste Vorsicht gefordert war. Doch zunächst
musstenochvieles organisiert und vorbereitetwerden.
Es gabGesprächemit denAuftraggebernundweiteren
Verantwortlichen. Ich hielt telefonisch Rücksprache
mitunseremPilotenundwir legten inAbstimmungmit
den zuständigen Revierleitern des Forstes Lande-
punkte undHolzablageplatz für denHelikopter fest.
Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren,
ginges endlichandieBäume. DerGeneralunternehmer
hatte uns einen Mitarbeiter mit Forstschlepper zur
Verfügung gestellt. Der Schlepper verfügte über eine
Doppelseilwinde. Wir entschieden uns, zunächst die
mächtigere, gekippte Fichte vorsichtig bis zur ersten
Kontaktstelle aufzuasten. Es ginguns dabei darum, die
Bäume zu entlasten, die genaue Situation an den Kon-
taktstellen festzustellen und die bereits vorhandene
Stahldrahtseilabspannung imunteren Drittel auf ihre
Wirksamkeit hin zu überprüfen. Wir wollten die ge-
kippteFichtequasi „kennenlernen“. VorBeginnderAr-
beitenspanntenwirdieRisse imStammfußbereichmit
Spanngurten ab undmussten jedochmit Erschrecken
feststellen, wie sehr dieRisse alleinbeimVerschnüren
durchdieSpanngurtearbeiteten. DasEntastenwar zu-
nächst Routine, wenn auch mit ungutem Gefühl. Die
Äste konnten frei fallen. Als ichdie ersteKon-
taktstelle erreicht hatte, kamRalph nach.
Von jetzt anwolltenwirunszusammenein
Bild von der Situation machen, uns darü-
ber austauschenumweitereVorgehenswei-
sen abzustimmen. Im Bereich dieser
ersten Kontaktstelle, das war im
oberen Drittel der Bäume, ver-
banden wir beide Bäume er-
neut mit weiteren Spann-
gurten. Bis hierhin hatte
die schwächere Fichte
schließlich die stärkere
gehalten. Wir wollten ver-
meiden, dass sich die stär-
kere plötzlich löst und un-
kontrolliert fällt. Dies hätte
mit Sicherheit zu einem
schwerenUnfall geführt.
Abbau der Bäume mit
Helikopterunterstützung
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