kletterblatt 2011
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dass man besaß. Der wachsende Markt hat bewirkt,
dass einerseits Hersteller und andererseits Händler
auf die Nachfrage reagiert haben. Heute muss man
sich also nicht mehr fragen, wie man das Material
überhaupt beschaffen kann, sondern bei wemman es
kauft. Und, siehe Thema Lagerbildung oben, auch da-
raus kannman ein Politikummachen.
Es gibt mehrere Fachhändler in Deutschland und
ganz sicher ist da nicht der eine wie der andere. Bis-
weilen kannman aber erleben, dass sich das Ansehen
unter den Baumkletterern auch darüber definiert, ob
man beim „guten“ oder beim „bösen“ Händler ein-
kauft. Ganz abgesehen davon, dass viele der Händler
auchuntereinander inGeschäftskontakt stehen, ist es
Unsinn, seine Sympathien für andere Baumpfleger an
deren Einkaufsgewohnheiten festzumachen.
Vor demEinkauf vonMaterial sollten folgende Fra-
gen beantwortet werden. Hat der Händler denArtikel
im Sortiment? Werde ich gut beraten? Stimmt der
Preis? Außerdem können weitere Fragen von Bedeu-
tung sein. Kenne ich den Händler und ist er mir sym-
pathisch? Gibt es einen Laden in meiner Region, in
dem ich vor dem Kauf alles ausprobieren kann? Was
tut der Händler in der Öffentlichkeit für den jungen
Berufsstand der Baumkletterer?Wenn dieAntworten
feststehen, fälltmeine persönliche Entscheidung. Na-
türlich kann die Priorität der Antworten variieren.
Wer nicht auf das Geld sehen muss, kauft vielleicht
vorrangig nach Sympathie. Wer Material sofort
braucht, wählt denHändler mit demvollen Lager und
der kurzenLieferzeit.Warum, in allerWelt, sollte aber
jeder andere Baumkletterer genau meinen Kriterien
folgen, ummeine Achtung zu verdienen?
Oh Mann, wer hat denn das geschnitten?
Diesen Satz hat wahrscheinlich jeder Baumpfleger
in verschiedenen Formulierungen schon auf der Zun-
ge gehabt. Wenn man eine Weile im Geschäft ist,
denkt und sagt man diesen Satz allerdings seltener
mit der großen Empörung. Warum denkt man diesen
Satz? In erster Linie sicherlich, weil man vor einem
Baumsteht, der nicht denEindruckmacht alswäre er
fachkundig geschnittenworden. Und da geht es schon
los. Was ist Fachkunde? Der Kunde, der seinen Baum
mal richtig verschnitten habenmöchte, damit er wie-
der ordentlich durchtreibt, denkt häufig auch, dass er
sich genügend auskennt. Schließlich sieht er solche
Beispiele in vielenKleingärten und in denStraßen der
Umgebung. Nehmen wir aber an, dass ein fachge-
rechter Schnitt dem entspricht, was im Regelwerk
ZTV Baumpflege beschrieben wird. Dann kann man
Baumpflege und Baumfrevel vielleicht etwas klarer
unterscheiden. Ein zweiter Grund für den oben ste-
henden Satz ist der Wunsch, sich qualitativ von der