Kletterblatt 2011 - page 44

Baumpflege
Praxis
kletterblatt 2011
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Stücken abgetragen. Diese Länge
benötigte der Holzrücker, um ge-
fahrlos mit dem Pferd arbeiten zu
können. Kürzere Stücke würden
beim Rücken zu sehr ins Schlin-
gern geraten. Auch diese Stamm-
stücke wurden auf demWeg gela-
gert. Seitlich war dies jedoch nicht
mehr möglich, der Weg war jetzt
vollständigmit Holz bedeckt.
Die Rückearbeiten
Als der Hang vollständig kahlge-
schlagenwar, hatte derHolzrücker
seinen Einsatz. Trotz des schlech-
tenWetters kamen viele Schaulus-
tige, die fasziniert die Arbeit des
Holzrückers verfolgten. Einen
Holzrückermit Pferd, den kannten
viele nur noch aus Erzählungen ih-
rer Großeltern. Die wenigsten hat-
ten so etwas schon einmal in natu-
ra gesehen. Aber von Nostalgie
wollte dieser nichts hören, als ört-
liche Pressevertreter die Arbeit
immer wieder auf diesen Aspekt
reduzieren wollten. „Schnelligkeit
und Effizienz“ war daher eine der
Schlagzeilen in der lokalen Presse.
Und dies bestätigte sich auch in
unserem konkreten Fall. Das ein-
gespielte Team begann, die Stäm-
me auf den Wendehammer zu zie-
hen. Für das steile Stück am Aus-
stieg aus dem Wanderweg hatten
wir vorsorglich einen Trecker und
eine Winde bereitgestellt. Diese
kamen jedoch anfangs nicht zum
Einsatz, da die Rüstzeit und das
Abhängen der Stämme einfach zu
viel Zeit beansprucht hätten. Erst
als dieWege für das Pferd und sei-
nenBesitzer längerwurden, erwies
sich die Idee als hilfreich.
Aber auch ohne diese Unterstüt-
zung hätten die beiden Profis ihre
Aufgabe ohne Probleme bewältigt.
Kaltblut Lukas war die meiste Zeit
hochkonzentriert. Und wenn er
doch einmal zu „träumen“ anfing,
reichte die leise ausgesprochene
Mahnung „Lukas konzentriere
dich“ und das Pferdwar wieder voll
dabei. Es hörte so gut auf die Stim-
me seines Besitzers, dass die Zügel
eigentlichüberflüssigwaren.Wenn
sich ein Stück Stamm verkantete,
konnte der Holzrücker sein Pferd
anweisen zu warten, nach hinten
gehenunddasStückentkanten. Da-
bei dirigierte er seinen Lukas mit
Worten so, dass dieser ihn bei die-
ser Arbeit unterstützte.
Fazit
Die Kombination aus Seilkletter-
technik und traditionellem Holz-
rücken war ein voller Erfolg. Zu-
sätzlich war es ein besonderes Er-
lebnis, den Holzrücker und sein
Pferd, ein wirklich eingespieltes
Team, bei der Arbeit zu erleben.
Mit Nostalgie hat diese Profiarbeit
nichts zu tun. Schneller und effizi-
enter hätten wir in einer solchen
Situationwohl kaumarbeiten kön-
nen. Und irgendwie sind die Ar-
beitsweisen ja auch verwandt:
Nicht nur da, wo die Maschinen
versagen, wird die Seilklettertech-
nik erfolgreich eingesetzt. Ebenso
dort, woUntergrund oder Bewuchs
zu sensibel sind. Genauso ist es bei
den Holzrückern mit ihren Pfer-
den: Auch sie arbeiten im für Ma-
schinen unzugänglichen Gelände
oder dort, wo dieNaturverjüngung
durch den Harverstereinsatz zer-
stört werdenwürde.
Diese altmodisch scheinende
Technik ist also in vielen Fällen
eine realeund lohnendeAlternative
und sollte daher wieder viel stärker
in die Einsatzplanungmit einbezo-
gen werden. Wir werden es wieder
tun.
B. Sc. Landschaftsarchitektur
und Baumkontrolleurin
Eva-Maria Altena
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