Der Weg
zur guten
Baumpflege
kletterblatt 2011
57
11/12
Kursprogramm
W
as ist der richtigeWeg zuguterBaumpflege?Ein
Kletterkurs alleine ist es nicht, da sind sich alle
einig. Viele sehen die Ausbildung in Sachen Kletter-
technikalsGefahrundmeinen, dassvieledieserKlet-
terer nun ohne Kenntnisse auf die Bäume losgehen
und diese verstümmeln. Wir können diese Ansicht
und Furcht aus unserer Erfahrung nicht bestätigen,
auch wenn es zweifelsohne einige Unverbesserliche
gibt, die nach einemKletterkurs meinen, sie wären
schonBaumpfleger. Die gabes schon immer, auchvor
der Zeit der Klettertechnik, und die wird es leider
auchweiterhingeben. Das ist keinPhänomen, das auf
dieKletterkurse zurückzuführen ist.
Was immer wieder vergessen wird ist, dass es
sehr viele gibt, die aus anderen Berufssparten zur
Baumpflege gefunden und sichmit Motivation und
Leidenschaft inKursen und Seminaren zu vorbild-
lichen Baumpflegern und auch Gutachtern entwi-
ckelt haben. Beruf als Berufung, möglich durch ein
offenes Bildungssystem, das viele Möglichkeiten
bietet, sich seiner Berufung zu nähern.
Wie wird man zum guten Baumpfleger? Bildung
und Weiterbildung sind die Grundlage für gute
Baumpflege, ob als eigenständige zwei oder drei-
jährige Lehre, wie es von vielen gefordert wird, oder
nach einer Lehre (z.B. Gärtner oder Galabauer)
durch Weiter- bzw. Fortbildung mit modularen
Schwerpunktthemen, wie wir sie als Münchner
Baumkletterschule anbieten.
Wahrscheinlich ist es gar nicht so entscheidend, ob
wir Baumpflege zu einem Lehrberuf machen oder
das Wissen über Fortbildungen anbieten, sondern
ob wir es schaffen, eine Kultur der Leidenschaft zu
entfachen, die denNachwuchs dazubringt, dieMög-
lichkeiten des Lernens zu nutzen und umzusetzen.
Allzu viel sollten wir uns von einer eigenstän-
digen Baumpflegelehre nicht erwarten. Denn was
würde sich ändern? Die Lehrzeit dauert 2 oder 3
Jahre, das Alter der Lehrlinge ist 16 Jahre und im
Großteil des Unterrichtswerden allgemeine Fächer
gelehrt. Stand heute ist, dass viele Leute bereits
eine Lehre im klassisch grünen Beruf absolviert
Tilo Scholze
Schulleiter
Münchner Baumkletterschule
Johannes Bilharz
Inhaber
Münchner Baumkletterschule
haben. Sie werden dann in Betrieben angelernt und
bilden sich über Spezial-Kurse weiter. Inhaltlich
ist das nicht weit auseinander und begründet kaum
Unterschiede in der Ausführungsqualität.
Die schlechten Baumpflegearbeiten würden blei-
ben, weil auch mit einer eigenständigen Lehre
Baumpflege nie als geschützter Beruf anerkannt
wäre und weiterhin von allen als freie Dienstlei-
stung angeboten werden könnte.
Dass sich gute Baumpflege nicht so richtig durch-
setzt, liegtmöglicherweise auchdaran, dasswir zum
einennicht klar zeigenkönnen, wie einLaie gute von
schlechter Arbeit unterscheiden kann und zuman-
deren, dass Auftraggeber, die es besser wissen
sollten, nicht konsequent den Finger darauf legen.
Daran lohnt es sich zu arbeiten, der Nutzen wäre
auf diesemWege mit Sicherheit wesentlich größer.
Wie sind Sie undwie sindwir zu guten Baumpfle-
gern geworden? Warum trauen wir das demNach-
wuchs nicht auch zu? Vertrauen wir doch darauf,
dass der Nachwuchs dazu in der Lage ist und helfen
mit, ihn zu fördern. Dazu braucht es Firmenlenker,
dieVerantwortung übernehmenund denBaumpfle-
ge-Nachwuchs in die Praxis einführen. Kurse, Se-
minare, ja selbst Unterricht während einer Baum-
pflegelehre, können nur dann fruchten, wenn das
Lehren und Lernen von guter Praxis begleitet wird.
Wir als Münchner Baumkletterschule werden
unseren Teil dazu beitragen, die Qualität in der
Baumpflege hoch zu halten und nach vorne zu brin-
gen. Deshalb stellen wir an unsere Ausbilder nicht
nur hohe Anforderungen hinsichtlich der Kletter-
praxis, sondern legen bei den Ausbildern auch sehr
viel Wert auf Baumpflege-Qualifikationen. So be-
kommen Einsteiger in Kursen nicht nur die Tech-
nik des Kletterns bestens gelehrt, sondern auch
Einblick in das eigentliche Wissensgebiet: die
Baumpflege. Und wir versuchen das Feuer zu ent-
fachen, mit dessenMotivation jeder selbst Lust ver-
spürt, an sich und seinemTun zu arbeiten.
Ihr
