kletterblatt 2010
        
        
          
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          schafft mit seiner Dramaturgie
        
        
          eine Stimmung, dass ichmeine Sä-
        
        
          geverletzung richtig spüre. Und ob-
        
        
          wohl die Notfallsituation gestellt
        
        
          ist, läuft uns allen der Schweiß in
        
        
          Rinnsalen unter demHelmhervor.
        
        
          Aber die Rettung gelingt.
        
        
          Hier haben wir wirklich gespürt,
        
        
          wie wichtig es ist, Handgriffe zu
        
        
          beherrschen, um ein Unfallopfer
        
        
          aus dem Baum schnellstmöglich
        
        
          und sicher retten zu können. Im
        
        
          Ernstfall zählen die Minuten und
        
        
          Fehler dürfen keine passieren.
        
        
          
            Baumkletterer
          
        
        
          Nach vier Kurstagen ist Prü-
        
        
          fungstag. Nun müssen wir zeigen,
        
        
          was wir in den vorangegangenen
        
        
          Tagen gelernt und geübt haben.
        
        
          8 Uhr morgens, Herbst ist es ge-
        
        
          worden, wieder regnet es. Die Ar-
        
        
          beitsbedingungen am Baum ver-
        
        
          schlechtern sich, die Bäume wer-
        
        
          den nass und rutschig. Anspan-
        
        
          nung in den Gesichtern, das letzte
        
        
          Mal werden Notizen durchgele-
        
        
          sen, Knoten geübt … Ich fühlemich
        
        
          fast ein wenig in meine Schulzeit
        
        
          zurückversetzt. Doch wie drückte
        
        
          es Gabi aus: „In der Schule gehörte
        
        
          das Mogeln bei Prüfungen dazu.
        
        
          Heute will ich beweisen, dass ich
        
        
          es kann.“
        
        
          Der erste Prüfungsteil dauert
        
        
          etwa eine halbe Stunde und um-
        
        
          fasst die Beantwortung eines Fra-
        
        
          gebogens. Der zweite Teil der Prü-
        
        
          fung ist ausschließlich praktischer
        
        
          Art, wobei die Kursleiter immer
        
        
          wieder in Gesprächen den Wis-
        
        
          sensstand der Prüflinge testen.
        
        
          Zum Prüfungsparcours gehören
        
        
          der Aufstieg in den Baum bis zu
        
        
          einem Ankerpunkt, der weiterer
        
        
          Aufstieg mit Kurzsicherung und
        
        
          Klettersystem bis zumEinbau des
        
        
          Kambiumschoners und das Ar-
        
        
          beiten im Außenastbereich. Da-
        
        
          nach muss ein „Unfallopfer“ aus
        
        
          dem Krone gerettet werden. Und
        
        
          natürlichmüssenunterschiedliche
        
        
          Knotentechniken gezeigt werden.
        
        
          Und dann ist es soweit: stolze
        
        
          Baumkletterer mit Zertifizierung
        
        
          verlassen den Kurs und beginnen
        
        
          nun eineArbeit als überzeugte und
        
        
          begeisterte Baumpfleger, Baum-
        
        
          kletterer. Dennwer einmal mit der
        
        
          Baumkletterei angefangen hat,
        
        
          wirdwohl begeistert dabei bleiben.
        
        
          Wermeint, nun kannnichtsmehr
        
        
          passieren, irrt. Die frisch geprüf-
        
        
          ten Baumkletterer gucken sich
        
        
          schonmal nachÜbungsbäumen in
        
        
          ihrer Nähe um … oder sie melden
        
        
          sich bald beim nächsten Kletter-
        
        
          kurs an. Denn das ist klar: 5 Tage
        
        
          reichen bei weitem nicht aus, um
        
        
          die Baumpf lege mit seilunter-
        
        
          stützter Klettertechnik zu beherr-
        
        
          schen.
        
        
          Wir alle waren vor demKurs be-
        
        
          geistert und hoch motiviert. Jetzt
        
        
          sind wir es erst recht.
        
        
          
            Dipl.Ing.derLandespflege,
          
        
        
          
            FachlehrerinanderLandwirtschaftlichen
          
        
        
          
            Schule inStuttgart-Hohenheim
          
        
        
          
            imBereichGarten-undLandschaftsbau,
          
        
        
          
            BuchautorinundHerausgeberineines
          
        
        
          
            Garten-undLandschaftsbau-Fachbuches
          
        
        
          
            Renate Koppen