kletterblatt 2010
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Geniale Idee von Kowalewski
bringt den Durchbruch
Im Jahr 2002 gelang Hubert
Kowalewski dann der ent-
scheidende Durchbruch. Mit
demvon ihmentwickelten Rope-
guide übersprang er gleich einige
Entwicklungsstufen. (Abb. 6) Waren
die bisherigen Kambiumschoner allesamt
offene Systeme, wurde der Ropeguidewür-
gend eingebaut, wodurch man auch direkt
amStammoder Starkast ohneAstgabel den
Kambiumschoner anbringen konnte. Das
Seil lief durch eine Rolle, der Umfang des
Kambiumschonerswar für alleDurchmes-
ser stufenlos einstellbar. Zudem erlaubte
einanderKlemmvorrichtung angebrachter
„Abzieher“ den einfachen Ausbau vom
Boden. Lediglich der Einbau erforderte ei-
nige Tricks und etwas Aufwand. Hubert
verpasste dem Ropeguide sogar einen
Fangstoßdämpfer (ZIP-Absorber), was ihm
2006 die Auszeichnung mit der Galabau-
Innovationsmedaille einbrachte.
Schnell wurde das Ropeguide-Prinzip
des verstellbaren Kambiumschoners
mit Knoten von vielen Baumklet-
terern nachgebaut und die Ab-
ziehvorrichtung vonARTauch in
die Bastellösungen integriert.
Eine vereinfachte Variante wurde
2009 in einer zertifiziertenVersion vonden
Treemagineers Chris Cowell, Mark Bridge
undBerndStrassermarktfähig gemacht. In
Zusammenarbeit mit demKarabiner-Her-
stellerDMMunddemSeilspezialistenTeu-
felberger entstand das Produkt „Multisa-
ver“, der 2009 inAugsburg erstmalig vorge-
stellt wurde. (Abb. 7)
In Frankreich griff Michel Schneider ein
paar Ideen des Ropeguide auf und änderte
ein kleines Detail mit großer Wirkung. Er
übernahmdas würgende Einbauverfahren
und den Abzieher, installierte diesen aber
an der Würgeschlinge, wodurch das kom-
plette Systemsehr leicht ausgebaut werden
kann (Abb. 8). Das Systemist nicht verstell-
bar. Aber auch das kann Vorteile haben.
Denn die am langen Band hängende Rolle
kann sehr leicht die Bewegungen des Klet-
terers auch um den Baum herum mitma-
chen, ohne das Kletterseil einzuklemmen.
Amerikanische Varianten
Auf dem amerikanischen Markt gibt es
seit zwei Jahren einen offenenRollenkam-
biumschoner mit einer
interessanten Technik.
ZweiamerikanischeBaum-
pfleger, Scott Winningham
und Scott Prophett, haben zusammen mit
der Firma Buckingham den „BuckBlock“
entwickelt. Er besteht aus zwei magne-
tischen Blöcken, in denen jeweils eine klei-
ne und eine größere Rolle integriert sind.
Der Buckblockwird ein- und ausgebaut wie
ein normaler Ringkambiumschoner. Infos
gibt es auch unter folgendem Link: http://
action=product.display&pro-ductID= 2414
(Abb. 9). Diese amerikanische Lösung hat
keine europäische Zertifizierung und darf
deshalb bei uns nicht als PSA verwendet
werden. Zusätzlich zu seinemGewicht hat
dieser Kambiumschoner noch einen wei-
teren Nachteil: die Magnetseitenteile ver-
schieben sich und öffnen sich bei absprei-
zendem Seil, wodurch sich das Seil unter
ungünstigen Umständen verklemmen
kann.
Wie so oft, wenn die Zeit für eine Idee ge-
kommen ist, entsteht sie an vielen Orten.
Genaudas passierte dannauchmit der neu-
esten Entwicklung in Sachen Kambium-
schoner. Zeitgleich mit den Amerikanern
machte sich hier in Europa ein hessischer
Baumpfleger namens Friedrich Gröner
nächtelang Gedanken, wie man auf ein-
fache Art undWeise einen offenen Kambi-
umschoner mit Rolle konzipierenmuss. Er
hatte die Ausdauer, dieMittel und denWil-
len, seine Vorstellungen inTaten umzuset-
zen und entwickelte zusammen mit einem
Freund aus dem Metallhandwerk einen
brauchbaren Prototyp.
Praktiker trifft Profi
Es traf sich, dass dieser tatkräftige Baum-
pfleger zufällig mit Wolfgang Scholz von
Edelrid ins Gespräch kam. Der war von
dem, was derMann ihmda zeigte, ziemlich
angetan und schleppte das noch etwas un-
ausgegorene und auch ziemlich schwere
Modell in die heimischen Entwicklungs-
werkstätten. FriedrichGröner, EdelridPro-
duktmanager Martin Lang und Entwick-
lungsprofi Fabian Hänle kamen miteinan-
der ins Gespräch, diskutierten, probierten
und entwickelten gemeinsam weiter und
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9