kletterblatt 2010
        
        
          
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          Olav Johswich
        
        
          INterview
        
        
          veranschlagten Umsatzzahlen unseres Geschäfts-
        
        
          planes deutlich übertroffen, während der Berater
        
        
          diese Zahlen deutlich nach unten korrigierenwollte.
        
        
          
            Gab es anderweitige Unterstützung oder eine
          
        
        
          
            Grundlage, auf der Ihr aufbauen konntet?
          
        
        
          Der Markt bot in unseren Startjahren gute Möglich-
        
        
          keiten. Die Seilklettertechnikwar noch einAlleinstel-
        
        
          lungsmerkmal, einNischenprodukt. Heutemussman
        
        
          da schonmehr bieten, umaus derMasse der SKT-An-
        
        
          bieter herauszustechen.
        
        
          Undwir hatten das Glück, als Ausbilderteamfür die
        
        
          Münchner Baumkletterschule arbeiten zu können.
        
        
          Dies garantierte uns die ersten Einsätze. Zudem er-
        
        
          wies sich die Zusammenarbeit auch als Netzwerkzu-
        
        
          gang. Der Kontakt mit den Schulleitern und den
        
        
          Mitausbildernwar von unschätzbaremWert. Sowohl
        
        
          geschäftlichwie auchmenschlich einVolltreffer, viele
        
        
          Freundschaftensinddaraushervorgegangenundman
        
        
          hat bundesweit Verbündete mit weiteren Kontakten.
        
        
          So kam es auch, dass wir uns im Süden der Republik
        
        
          als Subunternehmer verdingt haben und uns dort
        
        
          auch einenNamen gemacht haben. In den ersten Jah-
        
        
          ren sind wir wochenweise im Süden gewesen und
        
        
          haben den fruchtbaren Boden beackert.
        
        
          
            Und die Norddeutsche Tiefebene bot keine Anreize
          
        
        
          
            zumArbeiten?
          
        
        
          Doch, aber das haben wir langsam aufgebaut. Rück-
        
        
          wirkend bin ich froh, dasswir beide Schienen parallel
        
        
          entwickelt haben, denn wie schon erwähnt, reicht es
        
        
          heute nicht mehr aus, sich irgendwo als Kletterer an-
        
        
          zubieten. Dafür sind zu viele Anwender mit SKT-
        
        
          Schein unterwegs. Manchmal kann man auch Zei-
        
        
          tungsanzeigen lesen, wo jemand Baumfällung gegen
        
        
          Mitnahme des Holzes anbietet. In alpiner Kletter-
        
        
          technik! Naja, als Fachmann weiß man ja, was man
        
        
          davon zu halten hat, aber der Privatkunde denkt, oh
        
        
          wie schön, der ist doch günstig.
        
        
          Glücklicherweise konnten wir in Bremen und im
        
        
          Bremer Umland diverse Kommunalbetriebe  von un-
        
        
          serer Leistungsfähigkeit überzeugen. Damit war die
        
        
          Zukunft abgesichert und unserWachstumangescho-
        
        
          ben. Die ersten Investitionen ließen dann auch nicht
        
        
          sehr lange auf sichwarten. Unsere erste Betriebsstät-
        
        
          tewar eine kleineGarage, die ziemlich schnell zuklein
        
        
          war und durch eine Scheune ersetzt wurde.
        
        
          2004 siedelten wir dann in eine Halle in Achim, di-
        
        
          rekt amBremer Kreuz über, dawir an demvorherigen
        
        
          Standort aus allen Nähten platzten. Inzwischen gab
        
        
          es diverse Firmenfahrzeuge, Häcksler und Radlader
        
        
          und vor allem einen stetig wachsenden Mitarbeiter-
        
        
          stamm. Hierfür bot uns die Halle adäquaten Platz.
        
        
          Zudemhattenwir hier eine verkehrsgünstige Anbin-
        
        
          dung über die A1 und die A27 in alle Himmelsrich-
        
        
          tungen.
        
        
          
            Und nutzt ihr diese Anbindung in alle Richtungen
          
        
        
          
            auch, oder ist das nur eine gedankliche Option?
          
        
        
          Unser Motto Baumpflege im Norden entspricht un-
        
        
          serem Einzugsgebiet. In aller Regel arbeiten wir im
        
        
          Bremer Raum bis hoch an die friesische Küste, in
        
        
          Hamburg und Umgebung sowie im RaumHannover.
        
        
          Die Autobahnanbindung ist also tatsächlich von Vor-
        
        
          teil. In einigen Ausnahmen fahren wir auch wesent-
        
        
          lich weiter: Eines unserer Herausstellungsmerkmale
        
        
          ist die bundesweite Montage von Erdankersystemen
        
        
          zur Großbaumverankerung. Neben dem Büro in Bre-
        
        
          men und der Betriebsstätte in Achim haben wir auch
        
        
          einen  Stützpunkt in Hamburg aufgebaut, da wir dort
        
        
          inzwischen ganzjährig für drei Bezirksämter tätig
        
        
          sind und dort auch Privatkunden betreuen.
        
        
          
            Das klingt nach ziemlich viel Organisation von Ar-
          
        
        
          
            beit. Hast Du Dir das so vorstellen können?
          
        
        
          In Kurzform denke ich manchmal so was wie: vom
        
        
          Baumkletterer zum Unternehmer, oder so. Anfangs
        
        
          habe ich von der Akquise über die Ausführung bis zur
        
        
          Abrechnung alles mit Mathias zusammen selber ge-
        
        
          macht, kannte alle Baustellen und alle Kunden per-
        
        
          sönlich. Sehr wertvoll, wenn man so kurze innerbe-
        
        
          trieblicheWege hat, aberman ist in seiner Auslastung
        
        
          sehr eng begrenzt. Jeder ‚Einzelkämpfer’ weiß das. Ich
        
        
          wollte aberweiter.MeinAntriebwar derGedanke, von
        
        
          dem Job auch noch leben zu können, wenn ich selber
        
        
          nicht mehr klettern kann. Also versucht man den