Baumpflege
Praxis
kletterblatt 2010
53
Einsatz, das der Teilnehmer kennen lernt, um mit
Hilfe des Seilendes gesichert aus dem Außenastbe-
reich zurück zu klettern. In der klassischenForm fin-
det er ebenfallsVerwendung, da dieRettungsübungen
auchmit demPrusik auf demSeil erfolgen. Einerseits
lernendieTeilnehmer so dieBasistechnik kennen, mit
der alles begann, andererseitswird auch einRettungs-
sack, den Kletterer auf der Baustelle für den Notfall
bereit halten, eher einKlemmknotensystementhalten.
Die Anfänger werden also nicht mit Scheuklappen an
den Lockjack getrieben. Es kommt auch vor, dass ein
Gelegenheitsanwender nach dem Kletterkurs eine
Ausrüstung kauft und sich für denKlemmknoten ent-
scheidet. Wiewäre dasmöglich, wennwir nicht beide
Techniken vorstellen?
Das Fazit nach einem Jahr ist also: Der Lockjack er-
möglicht denAnfängern einenwesentlich schnelleren
Einstieg in die SKTohneEinschränkungen für die Si-
cherheit. Die Entwicklung des Kletterers wird dabei
vielleicht für die ersteZeit geprägt, derUmstieg auf an-
dere in der Praxis übliche Systeme wird aber eher be-
günstigt als behindert.
Noch eineAnmerkung:Wahrscheinlich verkaufen die
Händler jetzt mehr Lockjacks, aber nicht, weil die
Kursteilnehmer um eine bessere Alternativtechnik
betrogenwerdenoder dieAusbilder dadurch einenein-
zigen Cent mehr verdienen, sondern nur weil er sich
tatsächlich bewährt hat.
Aufstieg am stehenden Seil
Bleiben wir gleich bei der Praxisnähe. Auf welcher
Baustelle wird noch der Kambiumschoner von unten
eingebaut? Stehende Seile im Baum ermöglichen
schnellenEinbau, schnellenAufstieg und für denNot-
fall einenZustieg für Retter.Warumsoll man denAn-
fängerndiesenTeil vorenthalten?Vielleicht, weil dann
das stehende Aufstiegssystem und das umlaufende
Klettersystemnichtmehr auseinander zu halten sind
oder der technische Aufwand zu groß wird? Berech-
tigte Fragen, auf die wir Antworten gesucht haben.
Die Kurswoche ist zeitlich knapp kalkuliert. Die neue
Technik konnte nur aufgenommenwerden, weil durch
den Wegfall des aufwändigen Kambiumschonerein-
baus Zeit gewonnen wurde. Selbstverständlich muss
man dem Anfänger deutlich erklären, dass Aufstieg
undKlettern imBaumzwei verschiedeneBereiche der
SKT sind, für die es dementsprechend verschiedene
Lösungen gibt.Wir habenuns für den I’D-Aufstiegmit
oberhalb geführterHandsteigklemme entschieden. Es
gibt natürlich eineReihe anderer Techniken, diemehr
Geschwindigkeitspotential haben, aber mit denen
kommt man ohne Umbau nicht herunter und sie sind
anstrengender oder materialaufwändiger. Der I’D-
Aufstieg ist ausreichend übersichtlich und wann
immer der Anfänger auf den Boden zurück möchte,
greift er denBedienhebel und fährt ab, wobei dasGerät
sogar noch den Luxus einer Paniksicherung bietet.
Mit der technischen Seite kamen fast alle Teilnehmer
schnell zurecht und nachdemdie beidenAlternativen
Systemeinbau von unten oder Aufstieg am stehenden
Seil bekannt waren, wurde der Stehendseilaufstieg
sehr geschätzt.
Bau von Umlenkungen
Seit dem letzten Jahr werden auf den SKT-A-Kursen
auch Umlenkungen eingesetzt. In der Praxis braucht
man diese vielleicht nicht ständig, aber es ist denkbar,
dass ein Anfänger den Einsatz sogar eher in Betracht
zieht als ein Fortgeschrittener, der mit flacher wer-
denden Seilwinkeln immer noch sicher klettert.
Der zweite Beweggrund für die Neuerung war der Ge-
danke daran, dass dieRettung eines verletztenKlette-
rers imAußenastbereich mit einer darüber liegenden
Umlenkung wesentlich komfortabler funktioniert als
ohne.NatürlichmussmanfürdenEinbauaucherst ein-
mal bis zur gewähltenGabel klettern, aber dieseRouti-
ne kann sich der Kletterer nach demKurs erarbeiten.
Wenner dasPrinzipderUmlenkungunddiedaraus re-
sultierendenVorteile kennt, wird er sie aucheinsetzen.