kletterblatt 2010
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Rigging
Kurse
Innovation in der Ausbildung
am Modell
Rigging-Kurse sind per se außerordentlich aufwändig und störungs-
anfällig. Dirk Lingens wollte sich mit diesem Zustand nicht abfinden
und hatte sich deshalb Gedanken darüber gemacht, wie Rigging
einfacher und auch effektiver gelehrt und geübt werden kann.
•
Manche Fragen der Teilnehmer
zuArbeitssituationen lassen sich
mangels Baustellenrealität nicht
immer angemessenbeantworten.
•
Schließlich ist es auch nicht ein-
fach, immer wieder geeignete
Kursstandorte zu finden und das
Wetter kümmert sich inderRegel
auch nicht darum, ob es den Rig-
gern gerade recht ist, wenn esmit
einemSturmtief anrückt.
Ein neues Modell
Bei so vielen Nachteilen müsste
es doch eine alternative Möglich-
keit geben, dachte sich Dirk Lin-
gens. Und tatsächlich entstand im
Laufe des letzten Jahres die Idee,
die Riggingausbildung ausschließ-
lich an einem etwa zwei Meter
großenModell durchzuführen. Auf
SKT-B-Kursen hatte Lingens be-
reits erfolgreich ein kleineresMo-
dell zur Unterstützung der Rig-
gingausbildung eingesetzt.Wieso
sollte dies nicht auch für denRig-
gingkurs funktionieren?
Zunächstwurde eineListemit
etwa 15 Techniken erstellt
sowie ein Skript geschrieben
und gezeichnet. In intensiven
Diskussionen mit anderen Aus-
bildern wurde das Konzept so
lange verfeinert und bearbeitet,
bis schließlich ein schlüssiges
Kurskonzept entstandenwar.
Zeitgleich wurde ein Modell
aus Pappel- und Weiden-
ästen gebaut. Bei diesem
Modell handelt es sich um
ein erweiterbares Grund-
gerüst, an das zusätzlich
Äste oder Stämme ange-
steckt werden können..
Was abgesägt werden
muss, kann abgesägt
werden. Die gesamte
Ausrüstung wurde mi-
niaturisiert.
Rigging
R
igging ist ein zentraler Be-
standteil der SKT-Baumarbei-
ten. Darüber hinaus hat Rigging
auch ein hohes Gefahrenpotential.
Entsprechend gut sollte deshalbdie
Ausbildung sein. Allerdings haben
diebis datoüblichenRigging-Kurse
einigeNachteile und sind organisa-
torisch nicht leicht zu handhaben:
Traditionelle Riggingausbildung
hat Nachteile
•
Die Rüst- und Aufräumzeiten
sind sehr langwierig.
•
Das Niveau der Teilnehmer vari-
iert sehr stark: wenn Anfänger
und Spitzenkletterer in einem
Rigging-Kurs nebeneinander ar-
beiten, bringt das nicht nur zeit-
liche Probleme.
•
Je größer der Baum, desto auf-
wändiger wird die Technik
Diese Faktoren führen
dazu, dass die eigent-
licheLehrzeit unterUm-
ständen stark reduziert
wird. Dazu kommen auch
noch technische Probleme:
•
Die Inhalte der Kurse sind
sehr baustellenabhängig:
Nicht überall läßt sich eine
Seilbahnaufbauen, und an
einer ausladenden Buche
kann man keine Techniken
zeigen, die man gerade bei
einer Fichtenreihe bräuchte.
•
Ein guter Rigging-Kursmuss na-
türlich auch auf potenzielle Ge-
fahren eingehen. In einem kon-
kreten Baum können jedoch nur
die spezifischenGefahrensituati-
onen besprochenwerden. Die üb-
rigen müssen abstrakt und
ohne Anschauungsobjekt
vermittelt werden
Foto: LIngens