Kletterblatt 2014 - page 38

des hohen Alters dieser Bäume gab es eine
MengeTotholzhängerundverrotteteStark-
äste, wir brauchten also einige Zeit, um
uns passende Bäume und Äste auszusu-
chen. Jedesmal, wenn wir unsere Auf-
stiegsseile hochzogen, testeten wir un-
seren Einbau sehr gründlich, indem wir
uns alle gemeinsam an die Seile hängten.
Mehr als einmal ging dabei ein Regen von
Erde, Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) und
Totholz auf uns nieder“, erzählt Waldo
Etherington.
Weit hinauf ins Ungewisse
Zak, der Kameramann, verwendete einen
Hightec-Eclipse-Klettergurt, Ian trug ei-
nenTreeMotion-Klettergurt vonTreema-
gineers, leicht modifiziert und ergänzt
durch eine zweite Brücke an den unteren
D-Ringen, umeine Bruststeigklemme an-
zubringen, undWaldo klettertemit einem
Sequoia SRT. Mithilfe einer Jumar Hand-
steigklemme, einerFootLoopTrittschlinge,
Croll, Pantin Fußsteigklemme und einer
Shunt an einem zweiten Seil gelangte das
TeaminkürzesterZeit zurmittlerenBaum-
kronenebene. Dannwechselten sie von den
Aufstiegsseilen zuKlemmknoten und sta-
tischen Kletterseilen und begannen, sich
von dieser Stelle aus innerhalb der Kronen
ganz langsam und sehr vorsichtig weiter
hinauf zu bewegen. Ein 3000 Jahre alter
Baumerfordert ein besonders sorgfältiges
Inspizieren, weil seine Regenerations-
merkmale aufgrund des stetig abneh-
menden Energielevels immer weniger
sichtbarwerden. Hältman sich aber an das
Gebot der „zweiAnkerpunkte“, bewegtman
sich in diesen entlegenen Regionen sehr
viel sicherer.
„Wir kletterten tatsächlich insUngewisse.
Die einzigen Alercen, die wir bis dahin ge-
sehen hatten, standen im Oxford Arbore-
tum und in Westonbirt, in Englands Nati-
onalarboretum. Siewaren schon viele Jah-
re alt, aber trotzdem nur mannshoch ge-
wachsen. Im Vergleich mit ihnen waren
diese wild wachsenden Bäume immens
groß, wir hatten auch nicht damit gerech-
net, dass diese gigantischen Lebewesen in
ihremGefüge so verrottet seinkönnten. Sie
sind so was wie die alten Großeltern der
Baumwelt. Nahezu jederAstwar fauligund
bedeckt mit einer Schutzschicht aus
Moosen, Flechten und epiphytischen Or-
chideen. Obwohl sie nicht die größtenBäu-
me waren, mussten wir doch entdecken,
dass sie eine unglaublicheArtenvielfalt be-
herbergten. Die einzelnen Äste auf ihre
Eignung als Anker zu prüfen, erwies sich
oft als zeitraubende Angelegenheit, bei der
man mit Stöcken von zwei Metern oder
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Forschung
Report
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