Kletterblatt 2014 - page 45

kletterblatt 2014
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tungen wird wegen der beschrie-
benen Faktoren einen ganz eige-
nen Charakter bekommen. Um
ganz ehrlich zu sein, kann man
also auch keinem Interessenten
zumZeitpunkt seiner Anmeldung
hundertprozentigeVersprechenzu
allen praktischen Inhalten geben.
Lange bevor es „Rigging am Mo-
dell“ gab, plante die Schule deshalb
ein begleitendes Skript, in dem al-
les beschriebenwerden sollte, was
man in der Praxis gern vermittelt
hätte. Damit hätte jeder Teilneh-
mer am Ende zumindest theore-
tisch den gleichen Wissensstand.
Danach stellte sich die Frage, was
denn nun die Riggingstandards
wären, die im Skript enthalten
seinmüssten. Wennman Kletter-
ern zuhörte, die sich über das un-
terhielten, was mitunter auch als
SKT C bezeichnet wurde, dann
ging es eigentlich immer um„Seil-
bahnen, Flaschenzüge und richtig
dickeDinger“. Ein klar umrissenes
Konzept und nach einer kurzen
Phase der Gewöhnung auch ein
toller Name für einen Kurs!
UnsereAusbilder bemerkten aller-
dings nach einiger Überlegung,
dass in der eigenen Baustellenpra-
xis sehr vieleRiggingproblememit
den Mitteln gelöst werden, die
grundsätzlich aus dem SKT B-
Kurs bekannt sind. Für mehr Si-
cherheit, mehr Tempo oder beides
werden an Stelle großer Aufbau-
ten oft nur kleine Anpassungen
vorgenommen und physikalische
Gegebenheiten ausgenutzt. Jetzt
begann das zähe Ringen um die
Auswahl von Techniken.
In dieser Phase überraschte uns
Dirk Lingens mit der Idee eines
Rundum-Sorglos-Pakets. Er stell-
te einenEntwurf vor, der nicht nur
ein Skript lieferte, sondern einen
Tag einplante, an demalle Inhalte
des Skriptes mit Hilfe eines Mo-
dells vorgestellt wurden. Neu war
vor allem auch die Herangehens-
weise. Nicht die Techniken bil-
deten das Gerüst des Kurses, son-
dern verschiedene Baustellensitu-
ationen, denen dann mögliche
technische Lösungen zugeordnet
werden. Unter dem Baum ist kein
Platz, der abzuseilende Ast hängt
waagerecht dicht über dem Dach,
das Abseilen von vielen senkrech-
ten Stämmlingen erfordert sehr
viele Auf- und Abstiege, Umlenk-
punkte im Außenbereich sollen
während der Arbeit de- und reak-
tiviert werden. Das sind vier Bei-
spiele für Probleme, denen sich der
Kurs auf verschiedenenWegennä-
hert. Selbstverständlich geht es
auch weiterhin um Seilbahnen
und Flaschenzüge.
„Rigging am Modell“ wurde
schnell ein fester Bestandteil des
Schulprogramms undübertraf un-
sere ursprünglichen Ziele. Statt
kursbegleitender Materialien gab
es einen eigenständigen Kurs, der
ein ganz anderes Potenzial hatte.
Man konnte einerseits mehr Teil-
nehmer zulassen, was die Kosten
für den einzelnen minimiert. An-
dererseits wird während des ge-
samten Kurstages permanent
Wissen vermittelt, weil die
Rigging-Modell
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