kletterblatt 2014
        
        
          
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          Praxis
        
        
          Ausbildung
        
        
          Zeiten für die Zustiege und Ein-
        
        
          oder Umbauten im Baum entfal-
        
        
          len.
        
        
          Mehr Inhalt für weniger Geld? Ist
        
        
          das jetzt nicht der bessere Rig-
        
        
          gingkurs? Diese Frage kann man
        
        
          nicht absolut beantworten, aber
        
        
          viele Kletterer fahren am Abend
        
        
          mit diesem Gefühl nach Hause.
        
        
          Der praktische Kurs hat natürlich
        
        
          weiterhin seineBerechtigung.Wer
        
        
          die neuen Techniken in einer kon-
        
        
          trollierten Umgebung und viel-
        
        
          leicht mit Hilfestellungen durch
        
        
          einenAusbilder übenmöchte, wird
        
        
          für dieses Angebot dankbar sein.
        
        
          DenModellkurs kannman einzeln
        
        
          buchen, für den Praxiskurs muss
        
        
          zuvor derModellkurs besuchtwer-
        
        
          den.
        
        
          ImJahr 2011 habe ichmeinModell
        
        
          gebaut, das ich für die Ausbildung
        
        
          einsetze. Da die Kurse nicht wö-
        
        
          chentlich stattfinden, hat die
        
        
          Münchner Baumkletterschule
        
        
          insgesamt nur drei Modelle. Sie
        
        
          bestehen aus Miniaturbäumen
        
        
          von etwa 2 m Höhe und allerlei
        
        
          dünnen Schnüren, Kleinstrollen
        
        
          und selbst gebauten Bremsgerät-
        
        
          chen. Weil es aber beim Rigging
        
        
          nicht nur auf die abzuseilenden
        
        
          Holzstücke und deren Anbindung
        
        
          ankommt, sondern auch auf si-
        
        
          chere Arbeitspositionen und kreu-
        
        
          zungsfreie Seilverläufe zwischen
        
        
          PSA und Rigging, haben die drei
        
        
          Ausbilder ihre (??) Spielkisten
        
        
          nach geeignetenKlettererndurch-
        
        
          wühlt. In den anderen Modellen
        
        
          erledigen Shrek und ein Stoffelch
        
        
          die heißen Jobs, bei mir sind es
        
        
          Horst im Baum und Manfred am
        
        
          Boden. Nicht ganz zufällig haben
        
        
          die beiden auch die jeweils richtige
        
        
          Statur. Und die zotteligen, blonden
        
        
          Haare von Horst? Naja, das Bild
        
        
          vom Baumkletterer hat sich ja in-
        
        
          zwischen ein wenig gewandelt.
        
        
          Horst und die anderenAkteure be-
        
        
          finden sichmitunter inPositionen,
        
        
          die imPublikummit Stirnrunzeln
        
        
          und einem zweifelnden „Oh, oh.“
        
        
          kommentiert werden. Das Klet-
        
        
          tern, die Arbeit mit derMotorsäge
        
        
          und schließlich das Rigging sind
        
        
          gefährliche Tätigkeiten. Es wäre
        
        
          falsch, das zu leugnen. DiesenGe-
        
        
          fahren kann man aber mit einer
        
        
          durchdachten Planung begegnen.
        
        
          Eine konsequente Gefährdungs-
        
        
          beurteilung und die Besprechung
        
        
          mit denKollegen auf der Baustelle
        
        
          vor und während der Arbeit sind
        
        
          oft wichtiger als eine kopfloseMa-
        
        
          terialschlacht.DaswichtigsteRig-
        
        
          gingwerkzeug ist der Verstand.
        
        
          Mit zunehmenderErfahrung, egal,
        
        
          ob durch Ausbildung, Arbeitsge-
        
        
          meinschaft oder eigene Fehler ge-
        
        
          macht, wird also nicht zwingend
        
        
          der Materialeinsatz pro Baustelle
        
        
          steigen. Vielmehr werden präzi-
        
        
          sere Fragen gestellt, die zur Aus-
        
        
          wahl des besten Verfahrens füh-
        
        
          ren. Dabei geht es in erster Linie
        
        
          um die Wahrung der beiden
        
        
          Grundinteressen Sicherheit und
        
        
          Wirtschaftlichkeit. Beide können
        
        
          in Abhängigkeit von den örtlichen
        
        
          Verhältnissen zu Entscheidungen
        
        
          für oder gegen das Rigging führen.
        
        
          
            Sicherheit.
          
        
        
          Der Einfachheit halber sagt man
        
        
          gern, dass nicht geriggt werden
        
        
          soll, wenndie abgesägtenÄste und
        
        
          Stammteile frei zu Boden fallen
        
        
          können. Das stimmt auch fast im-
        
        
          mer. Wenn nämlich die Lasten
        
        
          vomKletterer weg fallen, die Fall-
        
        
          linie frei ist und am Boden nie-
        
        
          mand imGefahrenbereich steht.
        
        
          Jede Riggingaktion belastet das
        
        
          Riggingsystem mindestens mit
        
        
          der Kraft, die demGewicht des ab-
        
        
          zuseilendenBaumteils entspricht.
        
        
          Die Ankerpunkte von Rollen, die
        
        
          das Seil um180 ° umlenken, tragen
        
        
          das Doppelte. Wenn das Baumteil
        
        
          fällt und dieser Fall gebremst wer-
        
        
          denmuss, wird dieKraft noch grö-
        
        
          ßer. Nach demEnergieerhaltungs-
        
        
          satz muss die Bewegungsenergie
        
        
          der fallenden Last beim Abbrem-
        
        
          sen umgewandelt werden. Wer
        
        
          beimRigging zwischendurch mal
        
        
          das Bremsgerät berührt hat, weiß
        
        
          schon, dass ein Teil in Wärme-
        
        
          energie umgewandelt wird. Wenn
        
        
          spiderlegs
        
        
          port-a-Wrapchen
        
        
          Seilbahnmodell