Kletterblatt 2014 - page 30

dende Idee: „Ich gründe eine Baumschule in Afrika!“
Ich hab’s auch gleich laut gesagt, was meine Freunde
einhelligmit „du spinnst!“ kommentierten.
?
Und wie ging’s dann weiter?
Ich blieb dabei. Gleich am Montag nach dieser Ad-
ventsfeier nahm ich Kontakt zu einigen afrika-
nischen Botschaften auf: Malawi, Kenia und Nami-
bia. Alle drei zeigten durchaus Interesse an diesem
Projekt und baten um eine schriftliche Anfrage.
Nachdem die Schreiben losgeschickt worden waren,
kam tatsächlich eine Antwort zurück – aus Namibia.
?
Wie, das klappte dann ganz einfach so?
Nein, natürlich war das erst ein allererster Anfang.
UminNamibia eine Baumschule eröffnen zu können,
brauchte ich zunächst eine entsprechende forstwirt-
schaftliche Studie. Und ich musste viele weitere Be-
hörden und Institutionen von meiner Idee überzeu-
gen. So nahmichKontakt aufmit der DSE–Deutsche
Stiftung für Internationale Entwicklung, heute GIZ
– Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusam-
menarbeit, undmit Prof. Dr. Hans Lamprecht, einem
Experten für den tropischen Wald. Man zeigte sich
durchaus angetan von meiner Idee. Prof. Dr. Ralph
Mittlöhner von der Universität Göttingen, ebenfalls
Experte für tropischenWaldbau, erarbeitete dann ei-
nen passenden Fragenkatalog.
?
Da waren also schon mal namhafte Experten mit im
Boot. Doch wie kam der Fragenkatalog nach Namibia?
Die namibische Botschaft, damals noch in Bonn, or-
ganisierte eine Försterin mit Dienstauto vor Ort. So
stand der Studie und einer Beantwortung des Fra-
genkatalogs nichtsmehr imWeg. Ich fuhr gemeinsam
mit der Försterin dreiWochen lang Tausende vonKi-
lometern, quer durch den bewaldeten Norden Nami-
bias – so lange und soweit, bis alle Fragen beantwor-
tet waren. Zurück inDeutschland führte ich die Ant-
worten zusammen, verfasste die Studie und schickte
sie an das BMZ–Bundesministeriumfürwirtschaft-
liche Zusammenarbeit und Entwicklung – sowie die
GTZ–DeutscheGesellschaft für TechnischeZusam-
menarbeit, heute Teil der GIZ.
?
Jetzt waren also die Behörden am Zug, sicher keine
einfache Phase?
Sollte man meinen, aber da zogen nun wirklich viele
mitmir an einemStrang. Zudemerwies sich der Zeit-
punkt als perfekt, das Projekt stand unter einem gu-
ten Stern. Denn 1995 war ein Staatsbesuch des da-
maligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl
beim namibischen Staatspräsidenten Sam Nujoma
geplant. ImBMZ arbeiteteman sich durch die Studie,
sogar übersWochenende. BMZundGTZbefandendie
Idee für gut – der Kommentar der Chefetage: „Jetzt
wissen wir über die Forstwirtschaft in Namibia Be-
scheid.“ Ich belagerte außerdem die Zuständigen für
Natur und Umwelt im Bundeskanzleramt so lange,
bis man mir endlich versprach, die Studie an den
Bundeskanzler weiterzuleiten. Tatsächlich sprach
der beim Treffen mit Sam Nujoma über die Idee, in
Namibia eineBaumschule zu gründen. Damitwar der
Startschuss für das Projekt gefallen.
?
Wann und wie wurde dann tatsächlich eine Baum-
schule Realität?
1996 wurde die Organisation „Bäume für Menschen
–Trees for theWorld®“ inDeutschland gegründet. Bis
die Baumschule in Namibia gebaut werden konnte,
vergingen aber nochmal drei Jahre, denn die Suche
nach einem geeigneten Standort gestaltete sich
schwieriger, als zunächst gedacht. Das lag zum einen
daran, dass ich damals immer nur vier Wochen am
Stück vor Ort sein konnte und somit eine kontinuier-
liche Suche nicht möglich war. In der restlichen Zeit
war es sehr schwierig, mit den namibischen Gemein-
denvorOrt inKontakt zubleiben. Zumanderenwurde
zunächst inZentral-Namibianach einemPlatz für die
Baumschule gesucht. Erst später erkannte man, dass
sichderNordendes Landeswesentlichbesser eignete.
?
Warum eignete sich der Norden des Landes besser?
Ganz einfach, weil dort Bäume fehlten. Trotzdemwar
es nicht leicht, eine Gemeinde zu finden, die sich von
der Idee begeistern ließ, das notwendige Land zur
Verfügung hatte und die schließlich auchmitmachte.
1999 waren auch diese Probleme gelöst und die
Baumschule inOndangwa konnte gebautwerden.
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Trees of the World
Porträt
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