Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
kletterblatt 2011
23
Knoten
Technik
VII.
Legen und stecken:
Viele Knoten
lassen sich sowohl legen als auch stecken.
Beim Stecken wird die Seilführung des
Knotens mit einem Ende nach und nach
aufgebaut, manchmal auch mit beiden
Enden gleichzeitig, z.B. Prusik. Das Legen
erfolgt ohne Zuhilfenahme eines Endes in
der Seilmitte.
VIII.
Dichtholen:
Den Knoten durch Zu-
sammenziehenmittelsHandkraft nachund
nach ineine stabileFormbringen, ohnedass
seineOrdnung dabei verloren geht.
Mehr bedarf es nicht! Das Ergebnis ist ein
Knoten. Jetzt ist allerdings auch der Kno-
tenkundigste mit seinem Latein am Ende,
denn das Kind will einen Namen haben.
Doch hier herrscht babylonische Sprach-
verwirrung: Viele Knoten haben mehrere
Namen (je nach Region, Verwendung oder
Nutzergruppe). Oder noch schlimmer: ein
Namewird fürmehrereKnoten verwendet.
Tastenwir uns also langsamheranund ver-
suchen die Knoten zumindest übergeord-
netenGruppen zuzuordnen:
1.
Stopperknoten:
EinStopperknoten ist
eine geknotete Verdickung im Seil, die das
Durchrauschen des Seiles verhindert, (z.B.
durch eine Rolle oder durch unseren
Klemmknoten. Auch ein Schlaufenknoten
(s. 3.) kann ein Stopper sein.
2.
Schlinge:
DasAuge einer Schlinge zieht
sich unter Last zu.
3.
Schlaufenknoten:
Ein Schlaufenkno-
ten hat ein oder mehrere feststehende
Augen, unabhängig vom Zug, der auf sie
ausgeübt wird, und unabhängig von einem
Gegenstand, umden er eventuell gebunden
ist – imGegensatz zu einemStek (s. 4.).
4.
Stek:
Im eigentlichen Sinn ist ein Stek
einKnoten, derumeinenGegenstandherum
gebunden wird. Zieht man den Gegenstand
heraus, zerfälltderKnoten.Dessenungeach-
tet hat sich der Begriff „Stek” auch für Kno-
ten eingebürgert, die um einen Gegenstand
herumgestecktwerden, z.B. Palstek.
Einige Definitionen trennen „Stek“ und
„Knoten“. Ich schließemich aber demallge-
meinen Verständnis an, dass auch ein
Mastwurf einKnoten ist.
5.
Verbindungsknoten:
Ein Verbin-
dungsknoten verbindet zwei oder mehrere
Enden miteinander. Es kann manchmal
Selbstständiger Baumpfleger,
Ausbilder der
Münchner Baumkletterschule,
Autor des Buches „Baumknoten“
Dirk Lingens
auch ein Seilende in der Seilmitte ange-
steckt werden.
6.
Klemmknoten:
Ein Klemmknoten ist
ein spezieller Stek. Der umschlossene Ge-
genstand, der immer amBindevorgang un-
beteiligt ist, ist hier gewöhnlich ein stär-
keres Seil. Ein Klemmknoten kann unter
Last oder bei teilweiser Entlastung ver-
schobenwerden.
Genau wie die oben aufgeführten Begriffe,
ist auch diese Gruppeneinteilung nicht un-
umstritten – und schon gar nicht vollstän-
dig. Die hier vorgestellte Liste lässt aber die
Einteilung aller für uns wichtigen Knoten
zu. Sie orientiert sich imWesentlichen an
Clifford W. Ashleys Klassiker
„Das Ashley Buch der Knoten“.
Die endgültigen Knotennamen
wird man wohl nie vereinheitlichen kön-
nen. Sollte es jemandemgelingen, eine `Sy-
stematik der Knoten´ analog zur Zoologie
oder der Botanik zu erstellen, so steht ihm
nicht nur ein geknoteter Orden zu, sondern
ein ganzer Bund davon. (Wie wäre es z.B.
mit Postis vulgaris `Dexter´ = Einfacher
Rechts-Palstek.)
Solange dieser Orden nicht vergeben ist,
müssen wir sicherstellen, dass die, mit
denen wir zu tun haben, über das Gleiche
sprechenwiewir. Denn nichts ist überflüs-
siger als einMissverständnis.
Jetzt, da die Vokabeln klar sind, unterneh-
men wir einen neuen Versuch, den oben
missglücktenKnoten richtig zu binden:
Mache einenKreuztörn.Wenn das stehende
Ende unten imKreuztörn liegt, dann komme
mit dem losen Ende von unten ins Auge des
Kreuztörns (sonst andersherum). Umfädle
das stehende Ende so, dass, wenn du jetzt
parallel zumerstenDurchstichwieder durch
den Kreuztörn fädelst, das lose Ende inner-
halb des Auges liegt. Hole den Knoten dicht,
indem du am losen und am stehenden Ende
gleichzeitig ziehst.
Viel Freude beimKnoten.