kletterblatt
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Nähern wir uns nun dem Phä-
nomen Ankerpunktversagen
schematisch:
Welche Ankerpunkte
gibt es bei der SKT?
a) Aufstiegsseil
Das Aufstiegsseil ist das erste
Seil, das im Baum installiert
wird. Es dient, wie der Name
verrät, zum Aufstieg vor dem
Arbeiten, ist aber auch die
schnellste Zugriffsmöglichkeit
bei einer Rettung. Man unter-
scheidet den Aufstieg am ste-
henden Doppelseil und am
stehenden Einfachseil.
Als Ankerpunkt dient eine
tragfähige Stamm- oder Astga-
belung, durch welche das Seil
vor Beginn des Aufstiegs gezo-
gen wird. Der Einbau ge-
schieht möglichst hoch, um
ohne zeitraubendes Umseilen
die Position für den Kambium-
schonereinbau zu erreichen.
b) Kambiumschoner
Der Kambiumschoner ist die
(oberste) Umlenkung des Klet-
terseils bei der Anwendung der
SKT. Ankerpunkt ist wiederum
eine tragfähige Stamm- oder
Astgabelung, in die der Kam-
biumschoner vom Boden aus
oder nach dem Aufstieg ein-
gebaut wird.
Mit verstellbaren Kambium-
schonern oder kreuzendem
Einbau kann man auch ohne
Gabelung ankern. Der Einbau
soll möglichst hoch erfolgen,
um steile Seilwinkel für die Ar-
beit im Außenbereich der Kro-
ne zu gewährleisten.
c) Kurzsicherung
Die Kurzsicherung ist das
zweite Seil, das der Kletterer
• Die Position einer Kurzsiche-
rung ist nicht immer ein voll-
wertiger und damit tragfähi-
ger AP, da in der Baumpfle-
ge häufig im Außenbereich
der Krone gearbeitet wird.
2. Falsche Lastwinkel
Das Holz am Ankerpunkt wird
quer zur Faserrichtung belastet.
a) Aufstiegsseil
• AP an zu dünnen waage-
rechten Ästen
• AP an waagerechten Ästen
zu weit außen
b) Kambiumschoner
• AP an zu dünnen waage-
rechten Ästen
• AP an waagerechten Ästen
zu weit außen
• AP rutscht beim Klettern
nach außen
c) Kurzsicherung
• Kraft wirkt an dünnem AP
quer zum Ast
3. Fangstoß
Ein temporär entlasteter An-
kerpunkt wird ruckartig mit
großer Kraft belastet.
a) Aufstiegsseil
• ruckartiges Be- und Entlasten
statt fließender Bewegungen
b) Kambiumschoner
• Sturz nach Klettern mit
Schlaffseil
• großer abgesägter Ast fällt
zwischen Kletterer und AP
auf das Kletterseil
Thema
braucht, um mit wechselnden
Sicherungen aufsteigen zu
können und um eine stabile
Arbeitsposition in Form eines
Kräftedreiecks aufbauen zu
können. Der Ankerpunkt beim
Aufstieg mit wechselnden Si-
cherungen ist eine tragfähige
Stamm- oder Astgabelung.
Bei den Arbeiten im Außenbe-
reich der Krone dient als An-
kerpunkt ein möglichst tragfä-
higer Ast. Wegen der verfügba-
ren Seillänge und zur besseren
Stabilisierung erfolgt der Ein-
bau in unmittelbarer Nähe des
Kletterers. Das Kletterseil und
die Kurzsicherung stehen in ei-
nem Winkel zueinander, der
ein stabiles Kräftedreieck er-
möglicht.
Warum versagen Anker-
punkte?
4 Hauptpunkte sind zu nennen:
1. Fehleinschätzung der
Belastbarkeit
Der Ankerpunkt wurde an ei-
nem Totast angebracht, ist zu
schwach für die jeweilige Holz-
art, oder es gibt statisch rele-
vante Schäden unterhalb des
Ankerpunktes.
a) Aufstiegsseil
• AP beim Einbau schlecht ein-
sehbar (Belaubung, Gegen-
licht, Entfernung)
• doppelte Belastung des AP
bei Einfachseilsaufstieg nicht
berücksichtigt
b) Kambiumschoner
• fehlende Kenntnis über das
Bruchverhalten von Holzarten
• während des Aufstiegs Schä-
den am Stamm/Stämmling
übersehen
c) Kurzsicherung
• Kurzsicherung um Totholz
oder zu dünne Äste gelegt