Kletterblatt 2014 - page 90

kletterblatt 2014
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gemeinsammit zwei unserer einheimischen Feldas-
sistenten in den Wäldern Bugoma und Wambabya
Haare aus den Nestern von Schimpansen, die in Ge-
bieten mit illegalem Holzeinschlag leben. Während
der Forschungszeit in den Wäldern Bugoma und
Wambabya diente das Bildungszentrum des JGI
Schweiz in Kigaaga als Basislager.
2. Hat Ökotourismus einen Einfluss auf das
Stresslevel von Schimpansen?
Ökotourismusmit habituiertenSchimpansenschützt
einerseits die Tiere und ihren Lebensraum, indemer
hochwertigeArbeitsplätze für die lokaleBevölkerung
bereitstellt. Allerdings birgt der Kontakt mit den
Menschen ein gesundheitliches Risiko für die Men-
schenaffen und kann auch potentiell stressfördernd
sein. Um dem vorzubeugen, gibt es Richtlinien, die
den Tourismus-Anbietern vorschreiben, wie viele
MenschendieTierewie lange und auswelchem
Abstand beobachten dürfen. Doch obwohl
diese Regeln zumverantwortungsvollen
Umgangmit Schimpansen schon lange
bestehen, gibt es bis heute keinen un-
abhängigen Kontrollmechanismus
dafür bzw. keine wissenschaftlich
fundierte Begründung dieser maxi-
malen Kontaktzeiten. Mit Hilfe der
Haarmethode könnte ein solcher
Kontrollmechanismus etabliert
werden, um die Schimpansen zu
schützen und denErfolg des Ökotou-
rismus langfristig zu garantieren.
Um einen ersten Eindruck davon zu erhalten, ob das
Stresslevel von Schimpansen durch Ökotourismus
steigt, sammelte unser Forscherteam im Budongo-
Wald Haarproben von Tieren, die täglich von Tou-
risten besucht werden. In den nächsten Jahren sollen
Vergleiche mit weiteren Schimpansengruppen, die
für denTourismus habituiertwurden, inUganda oder
außerhalb folgen.
Umdasmittlere Stressniveauder Schimpansengrup-
pen mit diversen anthropogenen Einflüssen einord-
nen zu können, soll auch diemittlereCortisolkonzen-
tration einer Schimpansengruppe erfasstwerden, die
ebenfalls imBudongo-Wald lebt, aber keinenKontakt
zuMenschen hat. DazuwirdEsther Carlitz in diesem
Jahr noch einmal nach Uganda aufbrechen.
Baumklettern
Was zu Beginn einfach klingt (... man
klettert ineinNest und sammeltHaare
...), ist in der Realität nicht so leicht
umsetzbar. Das Baumklettern erfor-
dert hohes technisches Wissen und
passendes Klettermaterial. Mit Bei-
demrüsteten uns großzügig die Fir-
men Ropetech in Bern (CH) und
Freeworker in Gilching aus. Die
Baumklettertechnik kann nicht nur
dazu genutzt werden, Haare zu sam-
meln. In Zukunft sollen ugandische
Assistenten diese Technik auch nut-
zen können, um das Schimpansen-
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