kletterblatt 2014
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Ausland
Report
mit StangensägenundLeitern ausgeführt.Der Baum-
bestand setzt sich zusammen aus vielen Akazien-
Sorten mit ziemlich fiesen Dornen, die manch einen
Aufstieg wie durch eine Rolle Stacheldraht erschei-
nen ließen. Dazu kommenAlbizzien, Eukalyptus, Fi-
cus und Flametrees. Die HauptaufgabenwarenKro-
nenpflege und Lichtraumprofilschnitt, garniert von
kleineren Fällungen oder einer Einkürzung.
Unser Hotel lag in der Sechs-Millionen-Stadt Riad.
Täglich musste man sich durch den chaotischen Ver-
kehr bis zu den Einlasskontrollen zum Diplomatic
Quarter amWestrand der Stadt durchwühlen, wo je
nachLustundLaunederSicherheitskräftekontrolliert
oder durchgewunken wurde. Denen war nicht immer
leicht zu vermitteln, was wir mit einemHaufen Seile
und Motorsäge im Botschaftsviertel vorhatten. Wir
versuchten, eine Regelmäßigkeit oder Abfolge bei den
Kontrollen zu ermittelnmit einigen Selbstversuchen,
wiemit Sonnenbrille, Sonnenkappe, auf Englisch, auf
Arabisch, Radio anoder aus oder eben linke oder rech-
te Einfahrt. Die einzige Regelmäßigkeit, die wir ent-
deckenkonnten,war, dassdieJungsmorgenseherkon-
trollierten. Aber abmittags in derHitzewurde durch-
gewunkenundmanblieb lieber nahe bei derKlimaan-
lage stehen. Einmal drinnen im DQ, war es etwas
geordneter und nur Saudi-Arabien „light”.
Der chaotische Verkehr, bei dem zum wichtigsten
Ausrüstungsgegenstand eine funktionierende Hupe
gehört, hatte einen erheblichen Vor-
teil. Daman sich ja nicht gut auskann-
te und öfter mal auf der falschen Spur
landete, machte es auch nichts, sich
einfach von rechts durch alle vier Spu-
ren durchzuhupen, um links abzubie-
gen oder einfach an Ort und Stelle zu-
rückzusetzen. Oft genug kam einem
auf der eigenen Spur einer entgegen. Generell gerne
praktiziert wurde auch, sich an der Ampel rechts vor-
bei zu quetschen und dann vor allenWartenden vor-
bei nach links zu queren. Wer einen Geländewagen
besaß, für denwaren auch die extra hohenBordstein-
kanten kein Hindernis. Fuhr man europäisch oder
mit Abstand, verschärfte sich das ganze Phänomen
noch. Denn klebte man nicht an der Stoßstange des
Vordermannes, zog immerwieder einer vonrechtsund
links rein. Kurze Anmerkung: Das Frauenfahrverbot
wird u. a. damit begründet, man wolle ein Verkehrs-
chaos verhindern! Oder, Frauen könnten beim Auto-
fahren ihre Gebärmutter verletzen und Kinder mit
gesundheitlichen Problemen zur Welt bringen. Wie
man in allen anderen Ländern derWelt ja sieht ...
Am Beispiel der zwei uns zugeteilten Bodenmänner
„lernten” wir bald,
dass sie, wie auch die meisten an-
deren Arbeiter in diesemLand, meist unter falschen
Versprechungen ins Land gelockt wordenwaren. Bei
der Einreise wurden ihnen die Pässe abgenommen,
womit sie ihrenArbeitgebern hoffnungslos ausgelie-
fert sind. Und dabei werden sie eben nicht gerade gut
behandelt und bezahlt. Fast alle körperlichen Arbei-
tenwerden vonMillionenGastarbeitern ausgeführt.
Zudenenwir auch gehörten.Manwird ganz klar nach
seiner Herkunft in einer Art Rassen-Hierarchie ein-
geordnet: ganz oben die Saudis und als letztes Arbei-
ter wie unsere Bangladeschi. Bei Gesprächen hielten
die Saudis es für einenWitz, dass in unserer Heimat
deutsche Handwerker selbst körper-
lich auf schmutzigenBaustellen arbei-
ten würden. Selbst wenn wir in un-
serer nur leicht verschmutzten Ar-
beitskleidung in den Straßen unter-
wegs waren, wurden wir ungläubig
beäugt. Streng nach dem Motto: Wer
arbeitet, kann nichts wert sein!