kletterblatt 2014
        
        
          
            97
          
        
        
          Ausland
        
        
          Report
        
        
          S
        
        
          audi-Arabien hat die größte Sandwüste der Welt
        
        
          und dieweltweit größtenErdölreserven. Aufgrund
        
        
          seiner Bodenschätze ist es ein unermesslich reiches
        
        
          Land. ImSommer sindMaximalwerte bis 55
        
        
          0
        
        
          Cmög-
        
        
          lich, im Winter ca. 25
        
        
          0
        
        
          C. Also eigentlich nicht
        
        
          schlecht zumÜberwintern. Aber Saudi-Arabien, „das
        
        
          Mutterland des Islam“, ist auch ein Land, das von ei-
        
        
          ner absolutenMonarchie regiert wird und in demdas
        
        
          ganze Leben nach den streng-konservativen isla-
        
        
          mischenRegeln desWahhabismus geregelt ist. Fünf-
        
        
          mal amTag ist Gebetszeit, in der für 40Minuten das
        
        
          öffentliche Leben stillsteht. Es ist ein Land, wo nach
        
        
          wie vor Hinrichtungen mit dem Schwert in aller Öf-
        
        
          fentlichkeit praktiziert werden. EinLand, wo jede Art
        
        
          von Vergnügen nach unseren Vorstellungen – wie
        
        
          Musik, Theater, Partys, Kino, Alkohol oder Bars –
        
        
          verboten ist. Ein Land, in dem Frauen verschleiert
        
        
          leben müssen und nicht Auto fahren dürfen. Das
        
        
          komplette, öffentliche Leben wird –  wie z. B. in Re-
        
        
          staurants – in zwei räumlich getrennte Bereiche ge-
        
        
          teilt: Single-Männer und Family Sections.
        
        
          
            FlorianCantner
          
        
        
          , mein Baumpflege- und Ausbilder-
        
        
          kollege, und ich erwarteten ungewohnte Dinge. Aber
        
        
          wie es letztendlich kommen sollte, übertraf alle un-
        
        
          sere Vorahnungen.
        
        
          Zunächst einmal mussten viele Dinge vorab geklärt
        
        
          werden. Die ArRiad Development Authority (ADA)
        
        
          in der Hauptstadt Riad ist zuständig für viele öffent-
        
        
          liche Parks, Straßen, für das Verkehrswesen und un-
        
        
          ter anderemauch für das 400Hektar große Diploma-
        
        
          tic Quarter. Dort, in den künstlich angelegten Parks
        
        
          und Grünanlagen rund um die Botschaften aller
        
        
          Welt, sollte unser Haupteinsatzgebiet sein. Geplant
        
        
          war Oktober-November 2013 und Januar-Februar
        
        
          2014. Viele E-Mails gingen hin und her, doch immer
        
        
          wieder fehlten für den Visumantrag wichtige Doku-
        
        
          mente. Als endlichmeinReisepassmit Visumper Ex-
        
        
          press aus Berlin zugestellt wurde, gab es erst einmal
        
        
          einen Schreck. ImVisumwar fett zu lesen „Not per-
        
        
          mitted to work“ und „gültig für 30 Tage“. Wie sollten
        
        
          wir mit solchen Visa vier Monate in Saudi-Arabien
        
        
          arbeiten? Am Telefon erklärte man uns, so sei das
        
        
          normal. Ah?? – Okay!?!
        
        
          
            Es stellte sich heraus, dass man in der Tat nur 30 Tage
          
        
        
          
            imLand bleiben durfte. Also, musste man alle 30 Tage
          
        
        
          
            schnell mal 1.000 Kilometer hin und zurück durch die
          
        
        
          
            Wüste in das Nachbarland Bahrain fahren. An der
          
        
        
          
            Grenze einU-Turn und wieder zurück. Naja, die Sprit-
          
        
        
          
            kosten waren das gering-
          
        
        
          
            ste Problem bei circa acht
          
        
        
          
            Eurocent pro Liter – und
          
        
        
          
            der Weg auch ganz ein-
          
        
        
          
            fach: am Hotel links auf
          
        
        
          
            den Highway, und nach
          
        
        
          
            sechs Stunden war man in
          
        
        
          
            Bahrain. Die fehlende Ar-
          
        
        
          
            beitserlaubnis war auch
          
        
        
          
            kein Problem, weil wir
          
        
        
          
            durch unseren Auftrag-
          
        
        
          
            geber, die ADA, direkt für
          
        
        
          
            die Regierung arbeiteten.
          
        
        
          
            Mit unserer Ausrüstung waren wir in Riad angekom-
          
        
        
          
            men
          
        
        
          
            .
          
        
        
          Bislang bestand das Team vor Ort in Riad aus
        
        
          Landschaftsarchitekten, Landschaftsgärtnern und
        
        
          Technikern, die im Büro saßen oder als Supervisor
        
        
          Arbeitergruppen, meist aus Bangladesh, Indien und
        
        
          den Philippinen, beaufsichtigten und anlernten: in
        
        
          denBereichenGrünflächenpflege, Baumpflege, Stra-
        
        
          ßenbau und Bewässerung. Mit uns wurde erstmals
        
        
          ein Team von Baumkletterern in das Land eingeflo-
        
        
          gen, nachdemeinKollege vonuns,
        
        
          
            SebastianGraetz
          
        
        
          ,
        
        
          dort das erste Mal Anfang 2013 Baumklettern zur
        
        
          Sprache gebracht und gezeigt hatte, wasmit Seilklet-
        
        
          tertechnik möglich ist. Wir sollten als kleines Team
        
        
          zusammen mit zwei Bodenmännern die bisherige
        
        
          Baumpflege unterstützen – diese wurde vorher nur