Weitere Bilder
        
        
          unter
        
        
        
          kletterblatt 2014
        
        
          
            105
          
        
        
          kabular lässt sich in alle erdenk-
        
        
          lichen Richtungen ausführen.
        
        
          
            ?  Sie arbeiten manchmal aber auch
          
        
        
          
            ganz ohne Boden oder Wand?
          
        
        
          Das ist richtig. Freischwebend im
        
        
          Raum haben wir zusätzlich eine
        
        
          ganz neue Herausforderung ent-
        
        
          deckt und somit noch ganz andere
        
        
          Bewegungen geschaffen. Dem
        
        
          Tänzer sind in luftigenHöhen kei-
        
        
          ne Grenzen gesetzt.
        
        
          
            ?  Wodurch unterscheidet sich
          
        
        
          
            TANZwerk Vertikal eigentlich von
          
        
        
          
            der Zirkusartistik?
          
        
        
          Ich habe großen Respekt vor den
        
        
          Leistungen eines jeden Zirkusar-
        
        
          tisten, der sich in luftigeHöhen hi-
        
        
          naufwagt. Jedoch liegt mein Fo-
        
        
          kus mehr auf der künstlerischen
        
        
          Auseinandersetzung in der Bewe-
        
        
          gung. Der Attraktionsgehalt und
        
        
          die Artistik stehen dabei eher im
        
        
          Hintergrund.
        
        
          
            ?  Wie sind Sie auf die Idee mit den
          
        
        
          
            Baumklettergurten gekommen?
          
        
        
          Als Choreograf bin ich versucht,
        
        
          den Tanz immer wieder neu zu er-
        
        
          finden. Auf der Suche nach einer
        
        
          Möglichkeit, die artistische Form
        
        
          des Vertikaltanzes mit zeitgenös-
        
        
          sischem Bewegungsvokabular zu
        
        
          vereinen, wurde schnell klar, dass
        
        
          wir da andere technische Umset-
        
        
          zungsmöglichkeiten brauchen.
        
        
          Das technische Know-howder In-
        
        
          dustriekletterer und das Equip-
        
        
          ment der Baumpfleger haben es
        
        
          uns dann schließlich ermöglicht,
        
        
          diesen maximalen Bewegungs-
        
        
          spielraum zu erreichen.
        
        
          
            ? Was hat sie zum Vertikaltanz
          
        
        
          
            inspiriert?
          
        
        
          Schon als ichmit der Choreografie
        
        
          anfing, langweilte mich der kon-
        
        
          ventionelleBühnenaufgang. Schon
        
        
          damals wollte ich die Tänzer von
        
        
          oben aus demSchnürboden auf die
        
        
          Bühne hinunter kommen lassen.
        
        
          Leider ist das in denmeisten The-
        
        
          atern aus technischen Gründen
        
        
          nur bedingt oder gar nicht mög-
        
        
          lich. In Zusammenarbeit mit Bert
        
        
          Melzig von Vertikal Works (Hö-
        
        
          henarbeiten) kann ich mir heute
        
        
          meine eigenenBühnen suchenund
        
        
          meine Ideen auch sicherheitstech-
        
        
          nisch umsetzen. Die Münchner
        
        
          Baumkletterschule vermittelte
        
        
          uns das Know-how zur Kletter-
        
        
          technik und Freeworker unter-
        
        
          stützte unsmit den für dieseTech-
        
        
          nik erforderlichen Baumkletter-
        
        
          gurten.
        
        
          
            ?  Neben dem Tanz kommt es also
          
        
        
          
            auch auf den Aspekt Sicherheit
          
        
        
          
            und technische Machbarkeit an.
          
        
        
          
            Was ist hier zu beachten?
          
        
        
          Die erste Herausforderung liegt
        
        
          darin, das richtigeGebäude zu fin-
        
        
          den. Man muss sich Flächen su-
        
        
          chen, die hoch genug sind, um als
        
        
          Bühne geeignet zu sein. Und man
        
        
          muss klären, ob der jeweilige Ei-
        
        
          gentümer es gestattet, seinGebäu-
        
        
          de als Aktionsfläche zu nutzen.
        
        
          Generell muss die Aktionsfläche
        
        
          zuschauertauglich sein und Mög-
        
        
          lichkeiten bieten, Ankerpunkte zu
        
        
          setzen, um die Tänzer an ihren
        
        
          Seilen zu sichern. Diese ganzeVor-
        
        
          arbeit muss mit einem Experten
        
        
          erledigt werden.
        
        
          
            ?  Wen wollen sie mit TANZwerk
          
        
        
          
            Vertikal erreichen?
          
        
        
          TANZwerkVertikal soll an öffent-
        
        
          lichen Plätzen, an für jedermann
        
        
          zugänglichen Schauplätzen ge-
        
        
          zeigt werden. Zeitgenössischer
        
        
          Tanz ist nicht unbedingt das, was
        
        
          sich jeder einfachmal so anschau-
        
        
          en oder sich dafür ein Theaterti-
        
        
          cket kaufen würde. An öffentli-
        
        
          chen Plätzen erreicht man unab-
        
        
          hängig vom Theaterpublikum
        
        
          auchMenschen, die nicht ins The-
        
        
          ater gehen, um sich Tanz anzuse-
        
        
          hen. Sobald die technischen Vo-
        
        
          raussetzungen gegeben sind, kann
        
        
          Vertikaltanz sowohl für Zuschau-
        
        
          er in einer großen Arena als auch
        
        
          an einer Wand im Innenhof statt-
        
        
          finden.
        
        
          
            ?  Was ist für Sie der nächste Schritt
          
        
        
          
            mit TANZwerk Vertikal und was
          
        
        
          
            wollen sie erreichen?
          
        
        
          Ich bin ständig auf der Suche nach
        
        
          Bühnen und Flächen, die für Ver-
        
        
          tikaltanz geeignet sind. Es ist auch
        
        
          spannend, sichwährend der Suche
        
        
          mit verschiedenen architekto-
        
        
          nischen Gegebenheiten zu befas-
        
        
          sen. Vertikaltanz bietet für mich
        
        
          eine neueMöglichkeit, denTanz in
        
        
          die Architektur einzufügen. Ni-
        
        
          schen, Ecken und Flächen in den
        
        
          unterschiedlichsten Gemäuern
        
        
          und Gebäuden erlauben es im Zu-
        
        
          sammenspielmit SoundundLicht,
        
        
          ein unvergleichbares Ereignis zu
        
        
          entwickeln.
        
        
          
            ?  Die Premiere von Tanzwerk  verti-
          
        
        
          
            kal war ja am 4. Mai auf der „Blau-
          
        
        
          
            en Nacht“ in Nürnberg im Glasbau
          
        
        
          
            des KunstKulturQuartiers zu se-
          
        
        
          
            hen. Warum gerade dort und wa-
          
        
        
          
            rum zur „Blauen Nacht“?
          
        
        
          Das Motto der Blauen Nacht 2013
        
        
          hieß Himmelsstürmer. Das emp-
        
        
          fand ichals idealenAnlass, TANZ-
        
        
          werkVertikal erstmalig einemPu-
        
        
          blikumzupräsentieren. DieArchi-
        
        
          tektur des Kopfbaus des KuKuQ
        
        
          mit seinen Stahlkonstruktionen
        
        
          eignete sich gut dafür, Anschlag-
        
        
          punkte zu finden. Außerdem bot
        
        
          die Transparenz und die offene
        
        
          Architektur dem Zuschauer die
        
        
          Möglichkeit, die Tänzer aus allen
        
        
          Ebenen und aus den verschie-
        
        
          denstenBlickwinkeln zu beobach-
        
        
          ten.
        
        
        
          
            Britta Arnold