Damit das Klettern
nicht zur Qual wird
Gesundheitsprojekt „LS-Arborfit“
Abb.1 und Abb. 2
Spezielle Tapeanlage für
kletternde Baumpfleger
Abb.1
Abb.3
Abb.2
Abb.4
kletterblatt 2014
80
Gesungheit
Thema
D
u wirst es kaum glauben, aber auch ich
hing mal fast täglich in den Seilen.
Baumpflege ist meine Berufung. Ich habe
meine Arbeit am und im Baum geliebt, bis
mein Körper der Belastung nicht mehr
standhielt. Mir ist immer wieder mal
nachts dieHand bzw. der ganzeArmeinge-
schlafen. Gerade in der Fällsaison mit viel
Steigeiseneinsatz spürte ich meinen Rü-
ckendeutlich. Als Lösung habe ichmir eine
sündhaft teureMatratze und ein ergono-
misch geformtes Kopfkissen gekauft.
Ich bin zu diversen Physiothera-
peuten, Krankengymnasten, Mas-
seuren und Orthopäden gegangen –
aber keiner konntemir eine befriedi-
gende Antwort auf die Frage geben,
was ich schonwährend der Arbeit
unddanndarüber hinaus tun
kann, um meine Arbeits-
kraft zu erhalten.
Durchmeine Lehrtätigkeit
(ETW- und ETT-Kurse)
kam ich mit vielen Kletterern in
Kontakt, diemir vongleichenProble-
men berichteten und aufzählten,
was sie alles schon ausprobiert hat-
ten, umdiese in denGriff zu bekom-
men. InGesprächenmitMitar-
beiterinnen und Mitarbei-
tern derMünchner Baum-
kletterschule und von
Freeworker wurdemir die
Aktualität und Brisanz
dieses Themas bestätigt.
Dies habe ich zum Anlass genommen,
mich genauer mit dem Thema auseinan-
derzusetzen. Zusammen mit Anja Über-
schär veröffentlichte ich 2009 imKletter-
blatt die Ergebnisse erster Überlegungen
zum Thema Handsäge unter
baumbiologischer und ar-
beitsergonomischer Sicht.
(siehe Kletterblatt 2009, S.
80 ff.)
Dies war ein erster Schritt, und er hat vie-
len Baumpflegern geholfen. Aber mir war
schon damals klar, dass dies nicht genug
war, sondernmehr folgenmusste, dass ich
in die Materie tiefer einsteigen wollte, um
Antworten auf die Fragen zu finden.
Schließlich lieben die Baumpfleger ihren
Beruf und wollen aus eigenem Antrieb et-
was tun, um ihre Gesundheit zu erhalten.
Seit mehr als zwei Jahren beschäftige ich
mich nun sehr intensivmit diesemThema
und mache eine berufliche Fortbildung
zum Fitness Master Trainer mit Schwer-
punkt Trainingstherapie, Sporternährung
und Sportreha-Training. Hier lernte ich
die FitnessökonominNina Landwehr ken-
nen. Sie ist eine Expertin auf dem Gebiet
der Trainingstherapie, Regeneration und
Prävention und arbeitet als Ausbilderin
von Fitnesstrainern für die Academy of
Sports und als Rückenschulspezialistin
für die AOKBaden-Württemberg. Ihr spe-
zielles Arbeitsgebiet ist es, Sportlern zu
helfen durch gezielte Optimierung vonAr-
beitsabläufen, Regeneration und Präventi-
on ihre Leistungsfähigkeit selbst zu ver-
bessern. Es ist mir gelungen, sie für ein
gemeinsames Vorhaben zu gewinnen. Sie
unterstütztmich in der Konzeptionierung,
Ausarbeitung und Umsetzung eines Pro-
jektes speziell für kletternde Baumpfleger.
Im professionellen Spitzensport ist es
mittlerweile üblich, ein Screening der
Menschen in körperlich anstrengenden Berufen haben primär ein erhöhtes Unfall- und damit
Verletzungsrisiko und aufgrund der langjährigen Überlastung des muskuloskelletalen
Systems eine erhöhte Disposition für Verschleißerkrankungen (Arthrose). Zu diesen Personen
gehören auch die Baumkletterer. Tanja Sachs, lange Jahre selbst aktive Baumkletterin, will
mit dem Projekt LS-Arborfit den Kletterprofis helfen: Screening und Hilfe zur Selbsthilfe.
Abb.3 und Abb. 4
Nach einer fachkundigen Anleitung
können auch Baumpfleger
spezielle Übungen zur
Selbstmassage durchführen