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s gibt zwei elementare Kon-
struktionsvarianten: Variante 1
mit einem theoretischen Vorteil
von 1:5 und Variante 2 mit einem
theoretischen Vorteil von 1:6. Die
Übersetzung ist also groß genug,
um ein arbeitendes System zu ge-
währleisten, welches unter er-
schwerten Bedingungen funktio-
niert. Z. B. um eine Personenlast
durch eine Person zu heben, wenn
nicht nur optimale Rollen zum
Einsatz kommen. DerAufbaukann
also auch behelfsmäßig mit über-
zähligen Karabinern und/oder
Schraubgliedern und Reepschnü-
ren und/oder Bandmaterial erfol-
gen.
Warum „modular“?
Wenn ein Rettungssystem von
Beginn an mit ausreichend tra-
genden Seilen und optimalen Rol-
len gebaut wird, ergibt sich viel Ge-
wicht. Da die Flaschenzug-Module
nach demtragendenSystemeinge-
setzt werden, kann eine geringere
Dimensionierung verwendet wer-
den, Gewicht undVolumenwerden
kleiner. Dieser Vorteil wird in den
Bereichen der Höhenrettung
(SRHT) und der Seilzugangs- und
Positionierungstechnik (Indus-
trieklettern) sehr geschätzt.
Warum „kombiniert“?
Das Swiss-Rig wird aus einem
Faktoren-Flaschenzug (Z-Rig)
und einem Potenz-Flaschenzug
(V-Rig) zusammengesetzt. (siehe
Abb. 1) Dies erklärt die Anwen-
dung des Begriffs kombinierte
Flaschenzüge auf das Swiss-Rig.
Der Begriff kombinierter Fla-
schenzug würde auch greifen,
wenn ein Faktoren-Flaschenzug
(z. B. ein Block and Tackle Modul)
alsModul auf denZ-Rig aufgesetzt
wird.
BeimAufbau vonFlaschenzügen
ist Folgendes zu beachten:
1. Die beste zur Verfügung stehen-
deRolle soll möglichst immer an
letzter Stelle im System gehal-
ten werden (direkt zum Zug-
punkt). Dies ist besonders im
Faktoren-Flaschenzug wichtig.
2. Eine reversible Rücklaufsperre
muss in das System integriert
werden (Leben können davon
abhängen!).
Am besten wird vorher auspro-
biert, was funktioniert und dafür
benötigt wird. Das hilft, Routine
und Sicherheit im Umgang mit
dem System zu erlangen. Daraus
entsteht die nötige Erfahrung, um
das System im Ernstfall schnell
anzuwenden.
Vergleich Swiss-Rig-Varianten
Wir finden einen Vergleich der
Varianten interessant, da in bei-
den Fällen ein System entsteht,
welches unter Vernachlässigung
der Reibungsverluste einen me-
chanischen Vorteil von mehr als
1:4 erzeugt. Somit haben Rei-
bungsverluste, welchemit den her-
kömmlichen Systembausteinen
wie z. B. der I’Dals Rücklaufsperre
entstehen, nur noch einen gerin-
genEinfluss. In einer Notsituation
spielt aber auch Zeit eine Rolle und
durch vereinfachtes Agieren wird
Zeit gespart. Wie in Abb. 1 gezeigt,
gibt es zwei verschiedene Ansatz-
punkte für den V-Rig:
A
B
Z-RIG
V-RIG
Modulare und kombinierte Flaschenzüge
Swiss-Rig
Swiss-Rig-Systeme (Schweizer
Flaschenzüge) sind mechanische
Vorteilsysteme, die hauptsächlich
in extremen Rettungssituationen
zum Einsatz kommen. Dies ist vor
allem wichtig, wenn es an Personen
und Material mangelt. Sie weisen
einen hohen Grad an Flexibilität
auf und haben einen enormen
Praxiswert. Dadurch können diese
Systeme für die alltäglichen
Arbeiten beim Industrieklettern
und Baumpflegemaßnahmen eine
gute technische Ergänzung sein.
Ein Bericht von Thomas Wahls
und Mathias Oppolzer.
Abb. 1: Komponenten des Swiss-Rig und
Ansatzpunkte
An Position A angebracht, entsteht die 1:6
Variante, an Position B die 1:5 Variante.
kletterblatt 2013
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Technik
Praxis