Kletterblatt 2010 - page 21

Moritz Theuerkauf
kletterblatt 2010
21
Footlock contra Gerät
Ichhatte zusammenmit AnjaUe-
berschär denAufstiegswettbewerb
kommentiert und dabei laut über
Mikrofonmal so lapidar herauspo-
saunt, dass die Footlocker und die
Geräteaufsteiger physikalisch die
gleicheEnergie aufbringenmüssen
- frei nach der Formel: Energiebe-
darf ist Masse x Gewicht x Höhe.
Das hat heftige Proteste und Zwei-
fel ausgelöst. Die Footlocker sahen
zuRecht ihreLeistungnicht ausrei-
chend gewürdigt, zumal die besten
Footlocker derWelt amStartwaren
und trotzdem ein Gerätekletterer
gewonnen hatte. Außerdem wird
doch von allen der Geräteaufstieg
als einfacher undkräfteschonender
empfunden.Was ist da los?
Mea Culpa! Ich habe als Modera-
tor beimWettbewerb schneller ge-
redet als gedacht. Den Fehler habe
ich auch gleich eingesehen und auf
unserer Homepage in Aussicht ge-
stellt, im neuen Kletterblatt die
Sache geradezurücken und aufzu-
arbeiten.
Wie viele schon richtig vermutet
haben, liegt die Lösung in den Be-
griffen Energie, Arbeit (im physi-
kalischen Sinne) und Effizienz.
Schon kurze Zeit nach Veröffentli-
chung der Ergebnisse und meiner
Kommentare auf unserer Home-
page erreichtemich folgendeMail:
„Hallo,
auf Eurer Seite wird der Energie-
aufwand zum Hochklettern zwi-
schen Geräte und Footlock disku-
tiert. Im Ergebnis E=m*g*h steckt
die gleiche Energie, aber die Effizi-
enz kann sich unterscheiden:
1) Unterschiedliche Arbeit ins Seil:
Wenn meine Seilklemmstellen
dicht beieinander sind, verliere ich
wenig Energie beim Belastungs-
wechsel. Beim Footlock hingegen
wird das Seil zwischen Hand und
Fuß gedehnt, und diese Arbeit geht
beimEntspannenverloren. Das glei-
che gilt, wenn derKlemmmechanis-
mus nicht sofort greift, sondern sich
spannen muss (z.B. Schuh eindrü-
cken beimFootlock).
2) Entscheidend dürfte die
Haltearbeit sein:
BeimWechsel der Füße muss das
Körpergewicht mit den Armen und
der Körperspannug gehalten wer-
den. Haltearbeit trägt nicht zumEr-
gebnis (d.h. Vorwärtskommen) bei,
ist aber trotzdem anstrengend und
kostet Energie. Ich gehe davon aus,
dass die Haltebelastung beimGerä-
teaufstieg deutlich kleiner ist und
deshalb hier schneller geklettert
werden kann. Neben derHaltearbeit
beim Fußwechsel wird auch die
Kraft, die man für das Halten des
Seiles mit den Händen zum Klem-
men benötigt, das Footlocken an-
strengender machen.
GrußMagnus Labbé
Wenn es in Deutschland einen
Fachmann für physikalische Phä-
nomene beim Baumklettern gibt,
dann ist es Andreas Detter. Er ist
nicht nur als Baumgutachter be-
kannt, sondern auch durch seine
Forschungsarbeiten imBereichBe-
lastung und Kräfte bei Riggingar-
beiten. Er erklärt die Sache so:
„Magnus Labbé kommt der Wahr-
heit schon recht nahe:
Contra
Pro &
Eine Debatte über ...
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28,29,30,31,...129
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