Baumpflege
mit Kranunterstützung
kletterblatt
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Thema
Immer häufiger hört
man, dass Bäume mit
Kranunterstützung gefällt
werden. Sogar auf SKT-A-
Kursen müssen Ausbilder
gelegentlich Fragen von
Teilnehmern beantwor-
ten, die sich auf entspre-
chende Anschlag- und
Schnitttechniken bezie-
hen. Leider gibt es auch
Unfallmeldungen aus
dem Sektor Kranarbeit,
die belegen, dass solche
Fällungen nicht ungefähr-
lich sind. Grund genug,
das Thema einmal sche-
matisch zu betrachten.
Dieser Artikel ist aber
kein Ersatz für Ausbil-
dung und Erfahrung!
Für das Fällen von Bäumen gibt es mehrere
technische Möglichkeiten. Hat man genügend
Platz, wird man den Baum einfach in Boden-
nähe absägen und nötigenfalls mit Keil oder
Zugseil in die entsprechende Fällrichtung
zwingen. Hält sich niemand im Gefahrenbe-
reich auf und achtet der Sägenführer auf die
so genannte Rückweiche, ist dieses Konzept
recht übersichtlich. Steht nicht mehr genü-
gend Platz für die freie Fällung zur Verfügung,
muss der Mann an der Säge per Hubsteiger
oder Klettertechnik in den Baum, um Äste und
Stammteile einzeln abzusägen. Damit hat er
schon keine echte Rückweiche mehr. Ist es
wegen sensibler Bodenbereiche nötig, die Las-
ten abzuseilen, müssen Lasten und Arbeitsver-
fahren so gewählt werden, dass das Rigging-
system und seine Anschlagpunkte nicht versa-
gen. Es ist nahezu unmöglich, sich vor ausbre-
chenden Ankerpunkten oder durch den Baum
fliegenden Bremsgeräten in Sicherheit zu brin-
gen. Kommt es nicht zum Versagen im Sys-
tem, bleiben noch die Gefahren, von Seilen
oder Lasten eingeklemmt oder mitgerissen zu
werden. Je komplizierter die Aufgabe, umso
größer wird das Gefahrenpotenzial.
Nach diesen Betrachtungen kommt man
zwangsläufig auf die Idee, ein Kran könnte
die Gefahren bannen und alle Probleme lösen.
Keine Stammteile stürzen zu Boden und tref-
fen nach dem zweiten Aufprall das Sandstein-
geländer, um von dort die Treppe herunter
durch die geschlossene Kellertür zu rollen. Kein
Riggingankerpunkt bricht, nachdem sich der
gequälte Stämmling wie eine Angelrute ge-
bogen hat. Kein Kletterer wird wie Fallobst
aus seinen Steigeisen geschüttelt, weil der
Bodenmann zur Sicherheit das Bremsgerät
mit acht Windungen belegt hat.
Wird das Fällen mit dem Kran nun die neue
sichere Standardtechnik? Vielleicht ist es falsch,
dem Artikel gleich zu Beginn alle Spannung
zu nehmen, aber die Antwort ist ein klares
NEIN!
... und ab
am langen
Arm!