Kletterblatt 2008 - page 27

„Helikopter-Fällung“
und plötzlich war sie
weg, die Müdigkeit, die in den Knochen
steckt, nach einem langen Arbeitstag. Ich war
noch auf der Baustelle. Es war kalt und dun-
kel, als Olaf mich angerufen hatte. Er hatte
gefragt, ob ich Zeit für ein gemeinsames Pro-
jekt hätte. Eigentlich hatte ich keine. Der Ar-
beitskalender war voll und außerdem wartete
die Steuererklärung. „Na dann eben ein an-
dermal“, sagte Olav, „der Ulli Walter aus Pfe-
delbach sucht Seilkletterer für eine Helikop-
ter-Fällung.“ Helikopter-Fällung! Ich sagte zu.
Das Projekt Helikopter-Fällung stand jedoch erst
einmal in der Schwebe. Das Genehmigungsver-
fahren war schwieriger als erwartet und es war
unklar, ob das Projekt wie ausgeschrieben und
geplant zur Vergabe kommen konnte. Baumfäll-
arbeiten mit Helikopterunterstützung werden in
Österreich und der Schweiz vereinzelt in den ex-
tremen Steilhanglagen der alpinen Regionen
durchgeführt. In der Kombination Helikopter und
Seilkletterer im Baum jedoch weniger. Meistens
bringt der Helikopter die Arbeiter nur an die ex-
tremen Baumstandorte und entfernt nach Fäl-
lung oder Schnitt die Baumteile aus dem Steil-
hang, damit diese nicht unkontrolliert abwärts
rutschen können. Ganz anders sollte das bei un-
serem Projekt ablaufen. Die entfernten Baumteile
mussten im laufenden Arbeitsverfahren von dem
Helikopter weggeflogen werden.
Wir alle hatten Feuer gefangen. Die nächs-
ten Wochen gab es eigentlich nur das Thema.
Wir planten, wir berieten, wir diskutierten Vor-
gehensweisen, analysierten potentielle Schwie-
rigkeiten und Gefahren. Selten habe ich, haben
wir, einem Arbeitseinsatz so entgegengefiebert.
Und endlich kam das erlösende o. k.
Ulli Walter hatte mit seiner Firma einen
detailliert geplanten und organisierten Rah-
men für das Projekt geschaffen. Natürlich
wollten wir auch von unserer Seite, als aus-
führende Seilkletterer, eine souveräne Vorstel-
lung geben. Die Aufgabe für die von uns
durchzuführende Helikopter-Fällung im Ko-
chertal bei Heilbronn war, aufgrund der be-
sonderen Situation, äußerst komplex. Gefällt
werden sollten ca. 65 Waldrandbäume an der
Grenze zur Wohnbebauung, auf einem Ab-
schnitt von insgesamt ca. 500 Metern Länge.
Im Gegensatz zu den in alpinen Regionen
vorkommenden Nadelbäumen waren die
Bäume im Kochertal große Laubbäume.
Diese sind schon aufgrund ihrer Größe, ihres
Gewichts und wegen der zum Teil weit aus-
ladenden Kronen schwieriger zu fällen. Eine
Steilhangsituation hatten wir mit dem im Tal
fließenden Kocher auch. In dessen Bereich
durfte kein Material landen, es hätte den Über-
schwemmungsbereich des Kocher gestört
oder schlimmer noch, es hätte flussabwärts
treiben und Brücken oder sonstige Anlagen
beschädigen können. Oberhalb des Wäld-
chens befand sich Wohnbebauung, sodass
auch hier kein Zugang mit Maschinen oder
schwerem Gerät möglich war.
Thema
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