Kletterblatt 2008 - page 24

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Die Bruchsicherheit des Baumes in Rich-
tung des Kundengrundstückes war immer
noch nicht gewährleistet, dies wurde aber
vom Kunden ausdrücklich so akzeptiert, da er
auf seinem Grundstück keinen großen Scha-
den im Fallbereich des Baumes erwartet und
die Priorität auf der Sicherung des Baumes in
Richtung Bahnlinie lag.
Die Umsetzung
Wir begannen mit der leichten Einkürzung
der Buche und dem Einbau von Kronensiche-
rungen zur Sicherung der einzelnen Stämm-
linge in Seilklettertechnik. Danach installier-
ten wir im berechneten Lastschwerpunkt 3
Kronensicherungsgurte (Osnabrücker Doppel-
gurtsystem) mit 120 mm breiter Auflageflä-
che, von denen aus drei 16 mm starke Stahl-
seile zu den festgelegten Ankerpunkten am
Boden verlaufen sollten. Hierbei mussten wir
auf einen sauberen, hindernisfreien Verlauf
der Seile durch die Krone achten. Zu diesem
Zweck hatten wir die Strecke im Vorfeld mit
textilen Seilen getestet und dann die Stahl-
seile hieran nach oben gezogen und mittels
Schekel an den Gurten fixiert.
Als Widerlager wählten wir Erdanker, die wir
mittels eines hydraulischen Hammers 3,5 m
tief in den Boden trieben und dort verriegel-
ten. Der Einschlagwinkel der Anker wurde ana-
log zum Seilverlauf gewählt. Die Verbindung
zur Geländeoberkante bestand aus einer auf
4 m zusammengesetzten Gewindestange. An
deren Ende montierten wir eine Zuggabel mit
Wantenspanner, in die das Stahlseil mittels
Kausche und Seilklemmen eingelegt wurde.
Als letzter Arbeitsgang wurden die Seile bis auf
einen geringen Durchhang gespannt.
Das Fazit
Der Baum steht immer noch und sieht präch-
tig aus. Die Entscheidung, die Mittel für die
Erhaltung dieses den Park prägenden Exem-
plars bereitzustellen, war richtig. Der Baum
wird regelmäßig kontrolliert, der Zustand der
Verankerung (Seildurchhang, Korrosion, Zu-
stand der Gurte, etc.) entsprechend überprüft.
2005 haben wir uns dazu entschieden, noch
einmal eine Überprüfung der Bruch- und
Standsicherheit mittels Inclino- / Elastome-
thode vorzunehmen, die uns in unserer Ab-
schätzung der Lasten und Planung der Veran-
kerung rückwirkend bestätigte. Die Last im
Schwerpunkt bei Orkan wurde mit 49 Kn be-
rechnet, die Verankerung trägt nachweislich
ca. 60% der Windlast ab.
Wir haben seit 2003 zahlreiche unersetz-
bare Bäume mittels Großbaumverankerung
Thema
Der Autor
Olav Johswich
Fachagrarwirt für Baumpflege, seit 2000
selbstständig mit Hanseatic Treework. Ausbil-
der SKT, Sachkundiger für PSA, Höhenarbeiter
Level1, seit 97 tätig in der Baumpflege.
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