rer an. Das ganze dauerte
ca. 3 Min. In dieser Zeit
musste der nächste Klette-
rer vorbereitet sein. So
ergab sich bei drei Kletter-
ern ein Turnus von ca. 15
Min. bis zum nächsten An-
flug. Jeder Kletterer hatte
einen Bodenmann, der ihm
die Schluffe an das Seil band,
um den Baum vorzuberei-
ten. Je nach Aufwand der
Bäume versuchten wir un-
sere Arbeiten so zu orga-
nisieren, dass der Heli-
kopter uns abwechselnd
anflog, damit keine
Leerläufe entstehen
konnten.
Die Einsatzstunde für
den Helikopter kostete
ca. 1200 EUR. Die
hohen Kosten erforder-
ten einen absolut rei-
bungslosen Ablauf. Wir
konnten uns weder
Pausen noch Fehler leis-
ten. Mit jeder kleinen
Verzögerung im Ablauf stand auch schon der
1000 PS starke Helikopter „ermahnend“ über
uns in der Luft. Nach ersten Unsicherheiten,
ob das ausgearbeitete Verfahren funktionieren
würde, zeigte sich, dass es sehr gut funktio-
nierte. Es gab an insgesamt vier Einsatztagen
nur einmal die Situation, dass der Helikopter für
10 Min. absetzen musste, weil wir mehr Zeit
brauchten.
Der Helikopter konnte je nach geladener
Treibstoffmenge und den aktuellen Windver-
hältnissen ca. 1400 kg Last aufnehmen. Wir
Seilkletterer mussten beim Anschlagen diese
Lasten einschätzen. Der Pilot konnte das Ge-
wicht der eingehängten Baumteile über eine
eingebaute Waage, ähnlich wie bei einem Au-
tokran, ablesen und informierte uns regelmä-
ßig darüber. So hatten wir die Möglichkeit,
uns dem Optimum anzunähern. Wenn wir
Lasten falsch beurteilt hätten, wäre es auch
für uns zu gefährlichen Situationen gekom-
men. Der Helikopter hätte die Last nicht hal-
ten können und wäre mit ihr „runter“-gegan-
gen. Natürlich hatte der Pilot immer die
Möglichkeit, notfalls die Last auszuklinken.
Doch dann wäre eingetreten, was der teuere
Helikoptereinsatz eigentlich verhindern sollte:
stürzende Baumteile schädigen die Anlage
oder fallen in den Kocher. Am 3. Tag des Ein-
satzes kam wegen der schlechter werdenden
Witterung Zeitdruck auf. Dann wogen die am
Seil angeschlagenen Baumteile schon mal
1399 kg.
Für uns Seilkletterer gab es bei diesem Ar-
beitsverfahren einige besondere Schwierig-
keiten. Der Helikopter stand nur 40 m über
uns. Dadurch hatten wir mit einem Abwind
zu kämpfen („Downwash“ wie die Hubschrau-
ber-Leute das nennen), der sehr massiv war.
Diese Abwinde haben teilweise auch die Blumen-
kästen an den Hausfassaden aus ihren Veranke-
rungen gerissen. Die Anlieger waren jedoch ver-
ständnisvoll, bewirteten uns mit Kaffee und
luden uns zum Frühstück ein.
Schwierig war es auch, die Bewegungen
und Dynamiken der Baumteile, wenn sie ab-
getrennt und vom Helikopter abtransportiert
wurden, richtig einzuschätzen. Dies erforder-
te ein gutes Zusammenspiel von Pilot und
Seilkletterer. Wenn wir die Dynamiken der
Lasten falsch eingeschätzt oder eine falsche
Schnitttechnik angewendet hätten und der
Pilot nicht richtig reagiert hätte, so wäre es
für uns gefährlich geworden. Die Lasten hät-
ten in unser System pendeln oder uns Klette-
rer treffen können.
Da der Helikopter, um möglichst große Ge-
wichte transportieren zu können, mit maximal
200 Litern Kerosin unterwegs war, musste er
jeweils nach ungefähr 1,5 Flugstunden nach-
tanken. Natürlich sollte jede Minute ausge-
nutzt werden, und je weniger Treibstoff der
kletterblatt
08
30
Thema