Balancer im Einsatz
kletterblatt
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Thema
Über das Hebelgesetz kann man erklären,
dass bei zunehmender Auslage die Last, die
der Kran heben kann, immer kleiner wird. Am
Kran gibt es Lastmomentbegrenzer, die ver-
hindern, dass der Ausleger unter Last über
den kritischen Punkt nach außen bewegt
wird. Der Kranführer kann jederzeit ablesen,
welche Last in der aktuellen Situation geho-
ben werden kann. Da der Kran im Baum erst
bei ausgefahrenem Ausleger Lasten auf-
nimmt, die er nicht ohne weiteres wieder ab-
setzen kann, muss die Dimension von Ästen
und Stammteilen mit dem Kranführer abge-
stimmt werden.
Das Grundgesetz der Dynamik besagt,
dass Kraft das Produkt aus Masse und Be-
schleunigung ist. Die Kraft, die auf den Kran-
arm wirkt, ist also nicht nur von der Masse
des Baumteils abhängig, sondern auch von
dessen Beschleunigung. Die Kraft ist dem-
nach am geringsten, wenn die Masse über-
haupt nicht beschleunigt wird. Kann ein Ast
nach dem Abtrennen noch pendeln oder
sogar frei in das unbelastete Seil des Krans
fallen, wird die Kraft entsprechend größer.
Nicht weniger problematisch ist die Beschleu-
nigung nach oben, wenn zu viel Vorspan-
nung auf dem Kranseil war. Die Vorspannung
sollte deshalb nie die Größe der Gewichts-
kraft überschreiten.
Aus den physikalischen Zusammenhängen er-
geben sich folgende Regeln:
• Sicheres Abschätzen der Gewichte von
Baumteilen
• Kein Überschreiten der situationsabhän-
gigen Maximallast
• Das Kranseil soll sich möglichst senkrecht
über dem Massenmittelpunkt des Baumteils
befinden, damit dieses nach dem Schnitt
nicht wegpendelt.
• Das Kranseil muss gestrafft sein, bevor der
Schnitt erfolgt.
• Die Vorspannung darf nicht größer sein als
die Gewichtskraft des Baumteils.
• Schwere Baumteile, die nach dem Schnitt in
die senkrechte Lage pendeln könnten, wer-
den mehrfach angeschlagen.
Druck und Zug
Um das Einklemmen der Säge zu vermeiden,
muss vor dem Schnitt geklärt werden, wo
Druck und Zug im Holz auftritt. Hier kann es
Abweichungen zu den Regeln geben, die
sonst für Schnitte im Baum gelten. Im waage-
recht oder schräg stehenden Holz, also an
Ästen, befindet sich die Druckzone unten und
die Zugzone oben. Das gilt für die Arbeit mit
dem Kran allgemein auch. Soll aber der Ast
über den Schnitt in die senkrechte Lage ge-
hoben werden (siehe Schnitttechniken), kehrt
sich das Verhältnis um und es wird zuerst in
der oben liegenden Druckseite geschnitten.
Im senkrecht stehenden Holz gibt es an allen
Seiten Druck. Die Säge wird eingeklemmt, so-
bald das Gewicht des Stammstückes den
Schnitt schließt. Man arbeitet dort meist mit
dem Gegenschnitt. Ist das Kranseil einseitig
am Stamm angeschlagen und führt senkrecht
nach oben, tritt an dieser Seite beim Heben
Zug auf. Der Sägenführer muss also zuerst
auf der gegenüberliegenden Seite schneiden
und den zweiten Schnitt auf der Anschlagsei-
te ansetzen. Ist das Seil bei größeren Stamm-