Kletterblatt 2008 - page 44

kletterblatt
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Interview
im Alltag nicht mit. Als kleiner Selbst-
ständiger hatte man erst einmal Vieles
zu tun, nur eben nicht das, und als Mit-
arbeiter in der Firma, quasi doch irgend-
wie mit dem Status eines Auszubilden-
den, da war gut, was die Besten in der
Firma machten. Man machte sich ja auch
keine Gedanken über Sinn oder Unsinn
des Baumaufstiegs mit Steigeisen.
Du hast gerade vom kleinen Selbst-
ständigen gesprochen. Genauer ge-
sagt: seit 1992 bist Du eine Ein-Mann-
Firma. Geht das überhaupt in der klet-
ternden Baumpflege?
Im Notfall sollte eine Rettung bei der
SKT gewährleistet sein. Deshalb macht
es auch Sinn, einen zweiten Kletterer
auf der Baustelle zu haben, der im Not-
fall eingreifen kann. Deshalb arbeite
ich immer mit anderen Leuten zusam-
men. Es gibt auch selten Arbeiten, die
man alleine machen kann.
Wie organisiert man sich?
Man kennt sich, es bilden sich Netz-
werke, größere Firmen auf Zeit – mit
wechselnden Verantwortlichen und
Organisatoren. Ich arbeite regelmäßig
mit anderen Ein-Mann-Betrieben zu-
sammen und bin auch in weiter ent-
fernten Gebieten tätig, z.B. in München
oder bei Klaus Schöpe im Ammerland.
Das sind dann natürlich größere Auf-
träge, die über einen längeren Zeit-
raum gehen. Im Sommer arbeite ich
auch als Zapfenpflücker.
In einer Firma oder Arbeitsgemein-
schaft auf Zeit ist da die Zusammenar-
beit nicht schwierig?
Wenn einer eine Truppe organisiert
hat, dann sind das in der Regel Leute,
die sich kennen und die gut miteinan-
der arbeiten können. Da bei jedem
Mitglied eine hohe Eigenverantwor-
tung vorhanden ist, er immer auch
seine Selbstständigkeit mitbringt, ist in
der Truppe eine hohe Kompetenz und
eine gute Stimmung, was von den
Kunden als sehr positiv bemerkt und
anerkannt wird.
Bevorzugst Du beim Klettern den Kno-
ten oder das Gerät?
Ich würde mich eher als einen Knoten-
kletterer bezeichnen, setze aber auch
den Lockjack, Spiderjack und einen um-
funktionierten Positioner gezielt ein.
Wo sind für Dich die jeweiligen Vor-
teile?
Die Positionierung mit beispielsweise
einem Spiderjack klappt einfach besser.
Das hat Vorteile, z. B. bei Fällungen, da
man sich 100 %ig beim Seilverkürzen
positionieren kann. Beim Seilablassen
sehe ich den Vorteil auf Seiten der
Knoten. Mit allem muss man umgehen
können. Jeder Knoten, jedes Gerät hat
Vor- und Nachteile. Die Wahl muss
jeder selbst treffen, schließlich sind die
Ansprüche auch unterschiedlich. Nicht
weniger wichtig sind jedoch gute Pla-
nung, bevor man in den Baum steigt,
Gesamtübersicht und Vorausschau.
Übersicht ist auch das, was vielen fehlt.
Es ist heute nicht mehr schwer, sich im
Internet exzellent zu präsentieren, auch
mit Arbeiten, die man selbst nie durch-
geführt hat. Leider trifft man auf den
Kletterkursen immer wieder Leute,
denen der Respekt vor und der Bezug
zu Bäumen fehlt.
Du bist Ausbilder bei der Münchner
Baumkletterschule. Hättest Du so eine
Ausbildung in Deiner Münchner Zeit
gerne gehabt?
Obwohl ich auch ohne Schule weit ge-
kommen bin: Ja. Das funktioniert heute
in der Form natürlich nicht mehr. Einer-
seits ist das schade, andererseits wird
es aber den gestiegenen Anforderungen
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