Interview
kletterblatt
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die Vergleichbarkeit ist schwierig und
die Bewertungen sind manchmal, auch
beim Masters, objektiv nicht nachzu-
vollziehen. Dann kann trefflich disku-
tiert werden, ob und wenn ja wie viele
Punkte abgezogen werden müssen.
Das ist spannend für Kletterprofis, aber
eben nicht für Zuschauer und in Folge
auch nicht für Sponsoren.
Du bist schon lange in der Kletterspit-
ze dabei. 2000, als Du in Wehrden,
deiner Heimatgemeinde, die Kletter-
meisterschaft selbst organisiert hast,
bist Du zum ersten Mal Deutscher
Meister geworden. Heimvorteil war
es nicht, denn Du hast den Titel 2001
verteidigt, warst regelmäßig bei den
Masters dabei und bist schließlich
2007 Europameister geworden. Strebst
Du noch den Weltmeistertitel an?
Werden würden es viele gerne. Ich na-
türlich auch. Aber wirklich anstreben,
das tue ich nicht. Bei den Weltmeister-
schaften 2007 wurde ich im Arbeits-
parcours wegen Pendelsturz disqualifi-
ziert. Das ärgert einen, aber ist nicht
wirklich ein Drama. Da sind mir im
Vergleich zur Weltmeisterschaft die
Deutschen Meisterschaften wichtiger.
Der Rummel ist mir bei der WM zu
groß und der Aufwand um dorthin zu
kommen ist enorm. Die Zeit müsste ich
von der Familie oder einem Mountain-
bike-Urlaub abzweigen. Die Deutschen
Meisterschaften sind den Aufwand
wert, da man dort viele bekannte
Kollegen trifft und ein produktiver
Austausch möglich ist.
Dort wirst Du auch weiterhin mit-
kämpfen?
Bis 50.
Wenn man schon Silberrücken ge-
nannt wird.
Genau. Im Ernst, was mir vorschwebt
ist eine Ü-40-Wertung, die in die Deut-
sche Meisterschaft integriert wird.
Wer einmal Höhenluft geschnuppert
hat. Man sagt von Dir auch, dass,
was die im Baum zurückgelegten Hö-
henmeter betrifft, Du auch ganz vor-
ne mit dabei seist. Ist die Leidenschaft
für das Klettern Dir in die Wiege ge-
legt worden?
Eigentlich nicht. Ich stamme aus Olden-
burg. Und dort ist ja nicht gerade das
typische Klettergebiet, also Felskletter-
gebiet oder Berge zum Bergsteigen.
Nach der Schule machte ich im Am-
merland eine Ausbildung zum Baum-
schulgärtner. Da hat man auch nur mit
Bäumen zu tun, die noch eine über-
sichtliche Größe haben. Dass es rich-
tiges Baumklettern gibt wusste ich da-
mals, wie wohl die meisten Menschen
in Deutschland, nicht. Diese Arbeits-
methode lernte ich erst später dann
in München kennen. Ich hatte dort
bei einer Baumpflegefirma einen Job
angenommen ...
... als Baumpfleger?
Ich war als ausgebildeter Baumschul-
gärtner eingestellt worden. Bis dahin
hatte ich mir eigentlich noch keine
Gedanken gemacht, wie man einen
Baum schneiden muss, wenn er grö-
ßer ist. Aber das war damals noch
kein Problem. Man ging davon aus,
dass ich das in der Firma mitbekom-
men würde. Dort arbeiteten ca. 10
Mitarbeiter. Mit Hubsteiger und eben
auch mit der Klettertechnik. Wobei
die nicht mit der heutigen Technik zu
vergleichen ist. Man ging nach oben,
auf Leitern, mit Steigeisen und mit
Seilen. Ich konnte eine Woche zu-
schauen, beobachten und lernen.
Dann wurde ich mit einer alten Kletter-
ausrüstung ausgestattet und konnte
loslegen. Die Kurzsicherung hatte eine