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kletterblatt
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Thema
nungen erfolgt, ist das Re-
trenchment Pruning üblicher-
weise in einen langfristigen
30-Jahrespflegeplan einge-
bunden. Es wird schon in der
Alterungsphase, also noch vor
der Vergreisung angewendet,
ist also Bestandteil eines lang-
fristigen, oft über mehrere
Jahrzehnte reichenden Pflege-
konzeptes, das auf folgenden
Vorüberlegungen basiert:
• Zunächst wird abgeschätzt,
welche mechanischen Pro-
bleme langfristig entstehen
können (Zwiesel, wachs-
tumsbedingte Fehlentwick-
lungen etc.).
• Anschließend ist abzuschät-
zen, welche Eingriffe der
Baum aufgrund seiner Vita-
lität tolerieren könnte.
• Aufbauend auf den zuvor
genannten Einschätzungen
stellt sich die Frage, ob es
bei einem Baum überhaupt
möglich ist, sofern er durch
mechanische Probleme vor-
geschädigt ist, durch Ein-
kürzung der Krone bzw.
einzelner Äste die Bruchge-
fahr zu vermindern.
• Sofern die Antwort zu den
zuvor genannten Überle-
gungen „Ja“ lautet, ist es
erforderlich festzulegen, in
welche Länge eines Astes
bzw. welche Höhe einer
Krone langfristig zu einem
sicheren Baum führt. Je
höher ein Baum ist und je
stärker der geplante Rück-
schnitt durchgeführt wer-
den soll, desto länger ist
der Zeitraum, der dem
Baum gegeben werden soll,
um die endgültig ange-
strebte Höhe zu erreichen.
Ist die Oberkrone eines
Baumes bereits weitgehend
abgestorben und hat sich
unterhalb bereits eine Se-
kundärkrone etabliert, so
kann die Einkürzung in
kürzeren Intervallen und
in einer kürzeren Gesamt-
spanne erfolgen (Tab. 1).
Ein adäquater deutscher
Begriff für Retrenchment Pru-
ning wäre „Sekundärkronen-
erziehungsschnitt“. Er gibt
am ehesten das wieder, was
gemeint ist und gemacht
wird. Ob für einen Baum ein
sog. Retrenchment Pruning in
Frage kommt bzw. sinnvoll
ist, hängt von verschiedenen
Faktoren ab:
• Vitalität des Baumes
• Regenerationsfähigkeit
• Dicke der Äste und
der damit verbundenen
Wundgröße
• Baumart
• Schnittzeitpunkt
Verhältnis von
Stamm/Kronenhöhe
Gesamtanzahl der Jahre, um
Kroneneinkürzung durchzuführen
Anzahl der Stufen, um schrittweise
Einkürzung durchzuführen
Zeitraum zwischen den einzelnen
Stufen des Rückschnitts in Jahren
4:1
30
6
6
3:1
20
5
5
2:1
16
5
4
1:1
12
4
4
Beispiel für einen Baum mit Stamm/Kronenhöhen Verhältnis von 3:1
Stufe 1
Eingriffsstufe
Hier wird üblicherweise eine Einkürzung von bis zu 10% in Bezug auf die endgül-
tige Schnitthöhe angestrebt (Einkürzungsgrad hängt jeweils von der Vitalität ab).
Stufen 2, 3 & 4
Zwischenstufen
In fünfjährigen Intervallen in Abhängigkeit von den Ergebnissen vorangegan-
gener Untersuchungen und angepaßt an die jeweilige Vitalität.
Stufe 5
Endgültige Rückschnittkontur
Nach vorausgegangener Untersuchung, üblicherweise 5 Jahre nach Stufe 4,
Durchführung zur Erreichung der angestrebten Endhöhe.
Abb.: 1 Modellhafter stufenweiser
Rückschnitt von Altbaumkronen
Anleitung Retrenchment Pruning basierend auf einem individuellen 30-Jahres Pflegeplan
Tab. 1