Kletterblatt 2008 - page 8

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Thema
Selbstverständlich ist dies keine Normung, da
erstens zu wenig Wiederholungen und zwei-
tens keine vollständige Prüfung gemacht
wurde. Somit wäre die anfangs erwähnte For-
derung „ein CE-Zeichen wäre schön“ nicht
erfüllt. Und doch kann man zwei Dinge aus
diesen Versuchen ableiten:
• die statischen Bruchlasten liegen deutlich
oberhalb von 15 kN und
• der Fangstoß ist bei der 8 mm Reepschnur
knapp 30 % höher als bei dem dynamischen
Halbseil.
Fazit:
Die Überhandverkürzung kann nicht nur Meis-
terinnen und Meistern nach oben verhelfen,
sondern auch auf jeder normalen Baustelle
ein sicheres Werkzeug sein. Die Kombination
mit einem dynamischen Halbseil wertet das
Ganze auf. Und um dem Ganzen noch einen
zusätzlichen evolutionären Vorteil zu verschaf-
fen, sollte man die Schlinge im Karabiner mit
einem Petzl String (kleines Gummi zur Fixie-
rung von Bandschlingen) versehen. Wer foot-
lockt, kann zur Krönung der Schöpfung ein
kleines Gummi über den Doppelstrang der
Schlinge führen, dort einen kleinen Hilfskara-
biner einfädeln und diesen oben am T-Shirt
einklinken. Dann baumelt die Schlinge nicht
an den Füßen (Abb. 4).
Nachtrag:
Die Evolution der Sicherungs-
schlingen hat auch gespleißte und (wenn
auch seltener) vernähte Geschöpfe hervor-
gebracht. Ich bin gespannt, was sie zu bieten
haben.
Mein Dank geht an die Firma Edelmann und
Ridder sowie an Herrn Reuschel, Leiter des
dortigen Qualitätswesens, die mich mit Rat
und Tat unterstützt haben.
mischen Halbseil aus dem Bergsport.
Hier wählte ich das Kestrel von Edelrid.
Es ist weich genug für den
Klemmknoteneinsatz und
besitzt mehr Dehnung als
die Reepschnur.
Was hält das Ganze?
Drei Fragen sollten geklärt werden:
a.) Was halten die Schlingen in der sta-
tischen Prüfung in Längsrichtung?
b.) Wie hoch ist die statische Bruchlast
beim Einhängen beider Zugpunkte
innerhalb eines Auges (wie beim
Einhängen des Inline-Ankerpunktes)?
c.) Senkt die Verwendung eines dyna-
mischen Halbseiles den Fangstoß
spürbar?
Alle drei Versuche wurden nicht im
System, d. h. eingebaut auf einem Auf-
stiegsseil, gemacht. Es wurden nur die
Schlingen geprüft. Gerade bei der
Frage „Senkt die Verwendung eines
dynamischen Halbseiles den Fangstoß
spürbar?“ wäre natürlich der Wert im
System interessant. Jedoch gibt es hier
so viele Nebenfaktoren, die das Ergeb-
nis verfälschen, dass nur eine ausge-
dehnte Versuchsreihe einen verläss-
lichen Wert liefern würde.
Die Ergebnisse:
Der Autor
Dirk Lingens
Selbstständiger Baumpfleger mit SKT und
Ausbilder SKT, tätig auch im Industriebereich
mit Seilzugangstechnik (SZT).
Autor des Buches: Baumknoten für Kletterer
und Bodenleute, 2006
Statische Prüfung*
Seiltyp
Zug
in Längsrichtung
Zug
innerhalb eines Auges
8 mm Reepschnur
(Powerloc von Edelrid)
17,98 kN
22,91 kN
8,5 mm Halbseil
(Kestrel von Edelrid)
19,69 kN
20,87 kN
Dynamische Prüfung*
Seiltyp
Sturzfaktor 0,5
mit 80 kg
Sturzfaktor 1
mit 80 kg
8 mm Reepschnur
(Powerloc von Edelrid)
6,11 kN
10,33 kN
8,5 mm Halbseil
(Kestrel von Edelrid)
4,73 kN
8,15 kN
* Die ausführlichen Prüfprotokolle sind unter
abrufbar.
Abb. 4
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