A
lsmich der zuständige Projektmanager
einer großen Möbelhandelsgesell-
schaft anrief und mir die Frage stellte, ob
ich in der Lage sei, ein Glaskuppeldach zu
reinigen, warmeine spontaneAntwort: Ja,
überhaupt keinProblem. Dennwo sollte da
ein Problem sein? Hatte ich doch zusätz-
lich die Information, dass dort wegen um-
fassender Renovierungsmaßnahmen eine
Baustelle sei und, so schlussfolgerte ich,
deshalb keinePublikumsverkehr unter der
Kuppel sei.
Der Projektmanagerwar nicht ganz über-
zeugt, ob dies wirklich so einfach sei. Er
hakte nach, doch für mich gab es nur die
Devise: Geht nicht, gibt’s nicht!
Ich vereinbarte mit ihm einen Besichti-
gungstermin und bat ihn, mir vorab die
Baupläne und ein paar gute Bilder zu schi-
cken. Als ich dann Pläne und Bilder vor
dem Termin intensiv analysierte, lief mir
doch eine Gänsehaut über denRücken und
ich verbrachte eine schlaflose, weil über-
legungsreicheNacht. Denn auf denBildern
waren nur Vierkantrohre zu sehen, keine
Haken oder Profilleisten. Es gab also nir-
gendwo die Möglichkeit, ein Seil anzu-
schlagen!
BeimTermin imMöbelhaus benötigte ich
allein für die Sichtung des Glasdaches eine
gute halbe Stunde. Dann wurde mir auch
nochmitgeteilt, dasswährend der Arbeiten
das Möbelhaus geöffnet und somit das
Treppenhaus in Betrieb sei. Wir sollten
deshalb nur nachts und sonntags die Ar-
beiten durchführen, und einGerüst aufzu-
stellen, das käme schon gar nicht in Frage.
Die einzige Lösung, die mir dazu einfiel,
war die, an die Stahlkonstruktion Ring-
ösen anzusetzen. Für diese Lösung benöti-
gte ich allerdings die Freigabe eines Stati-
kers. Wenn das nicht ginge, wäre ich, zwar
zähneknirschend, aber definitiv aus dem
Rennen. Doch diese Idee gefiel meinem
Auftrageber außerordentlich gut. AmRan-
de sei bemerkt, dass ich anscheinend der
einzige Anbieter war, der willens war,
sonntags und nachts zu arbeiten und au-
ßerdem auf ein Gerüst verzichten konnte.
unter der Glaskuppel
Höhenarbeit - SZT
Wer denkt schon daran?
Oder sollte am falschen
Ort gespart werden?
Nach zehn Jahren
verlangt eine Glaskuppel
nach einer Reinigung.
Wenn das beim Bau
berücksichtigt worden
wäre, hätten schon
entsprechende
Vorrichtungen mit
eingebaut werden
können. So wurde es
ein schweißtreibender
Einsatz für Höhenarbeiter.
Ein Bericht von
Josef Heidenberger.
Punkt-zu-Punkt
kletterblatt 2013
90
Industrieklettern
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