Kletterblatt 2013 - page 82

Bei der Überprüfung der Ausrüstung dachte ich das
ersteMal wieder anRobert. Das liebste Gerät amSeil
stammte nämlich aus der häuslichen Produktion und
war ein geschweißtes Stahlgebilde, das entfernt an
den Radeberger Haken erinnerte. Die Abfahrt wird
über Seilreibung im Gerät gebremst, die Belegungs-
möglichkeiten sind wesentlich vielfältiger als bei ei-
ner Abseilacht und in der Arbeitsposition kann man
das Seil auf demGerät manuell blockieren. Selbstblo-
ckierung gibt es allerdings nicht, Aufstiegsmöglich-
keiten auch nicht. Für den Aufstieg werden Steig-
klemmen benutzt.
Das umlaufende Systemwar nicht unbekannt, aber
anscheinend noch nie so erklärt worden, dass es sinn-
voll erschienen wäre. Während ich die Palette der
Klettersysteme vorstellte, fielen mir die zufriedenen
Gesichter auf, schon als ich denDistelmit Lift und das
Blakesystem für das Seilende zeigte. Weil die Mittel
nicht unerschöpflich sind, ist die Improvisation der
slowakische Problemlöser Nummer eins. Gerade die
einfachen Systeme riefen spontane Begeisterung her-
vor. Natürlichwar dasKletternmit demLockjack spä-
ter auch eine spektakuläreErfahrung und dieErgono-
mie und Geschwindigkeit des Treppenaufstiegs am
Einfachseil überzeugend, aber jemehr teuresMateri-
al gekauft werden muss, um eine Technik umzuset-
zen, desto uninteressanter wird sie, wenn man mit
einembegrenzten Budget haushaltenmuss.
AmAbend des erstenTages war ichmir ganz sicher,
dass Robert irgendetwas vomSchnaps trinken gesagt
hatte, aber er meinte bestimmt viele Schnäpse, nicht
den einen, den man zum Zeichen der Gastfreund-
schaft trinkt oder den zweiten, weil man auf einem
Bein nicht stehen kann oder den dritten, schließlich
sind ja aller gutenDinge drei oder den vierten, damit…
Damit genug zur Schilderung der Nachbereitung.
Erstaunlichwar, wie spurlos dieser Abend an uns vo-
rübergegangenwar. Anscheinend gibt es dochUnter-
schiede, diemir als quasi Schnapstinenzler nicht be-
kannt sind. Nach dem Frühstück waren alle wieder
auf demPosten undwir konnten denKurs fortsetzen.
Ich lernte Knotennamen undmeine Teilnehmer
lernten alternatives Klettern.
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