Kletterblatt 2013 - page 92

SKT - SZT
Auch für Baumpfleger ist die
Seilzugangs- und Positionie-
rungstechnik sinnvoll, da wir in
SachenWildwuchsentfernung
mit der Doppelseiltechnik
immer wieder an unsere Gren-
zen stoßen. Vor allem dann,
wenn die Seile umKanten lau-
fen. Bei Schneidearbeiten re-
dundant gesichert sein, ist
auch so eine Sache.
Das Vierkantrohr hatte dasMaß 100mmx
250 mm. Auf dem Vierkantrohr war ein
Aluprofil installiert, auf demwiederumdie
Glasplatten befestigt waren. Das Aluprofil
hatte aber nur eine Breite von 50 mm, so-
mit konnte man das Vierkantrohr umgrei-
fen. Die Trägerklemme wurde mit zwei
M12Gewindestangen an das Vierkantrohr
fest geklemmt und war während der Ar-
beit/Positionierung nicht beweglich. Lei-
der ist sie etwas schwer geworden, erfüllte
ihren Zweck jedoch zu meiner vollen Zu-
friedenheit.
BeimSetzten der Ringösenwurden gleich
zwei Seilstrecken in der Mitte der Glas-
kuppel installiert (pro Seilstrecke ein Si-
cherungsseil und einTragseil), an demwir
von unten in die Glaskuppel einsteigen
konnten. Der Industriekletterer blieb stän-
dig mit seiner Seilstrecke verbunden und
war somit redundant gesichert (doppelt ge-
sichert an zwei voneinander unabhängigen
Anschlagpunkten). Zusätzlich gab es noch
ein Verbindungsmittel zum horizontalen
Sicherungsseil, umeinen Pendelsturz aus-
zuschließen. Von oben nach unten konnten
wir uns dann unter der Glaskuppel mit den
selbstgebautenTrägerklemmenpositionie-
ren, um die Glasflächen zu reinigen. Das
verstellbare Verbindungsmittel zur Klem-
me sowie zumhorizontalen Sicherungsseil
wählten wir mit einer Länge von 5 m, um
im Rettungsfall die hilflose Person in die
Mitte zu bringen zu können. Dies hätte
eine Rettung nach unten sehr erleichtert.
Ein Problem war das Abtropfwasser. Da
die Glaskuppel zehn Jahre nicht gereinigt
worden war, war das Abtropfwasser
schwarz und fettig. Deshalb besorgtenwir
uns „Abziehlippenmit Sauger“, die das Ab-
tropfwasser aufsaugten, das dann nicht
mehr ins Treppenhaus tropfen konnte.
Nach zweimaliger Reinigung waren die
Glasscheiben sauber. Insgesamt dauerte
die eigentliche Reinigungsaktion vier
Nächte. Vier schweißtreibende Nächte.
Immerhin durften wir die Getränke zum
Einkaufspreis entnehmen und konsu-
mierten dennoch eine stolze Summe von
150 Euro, um unseren Wasserhaushalt
stabil zu halten. Der Rückbau der horizon-
talen Sicherungsseile sowie der Seilstre-
cken erfolgte ebenfalls mit der Punkt-zu-
Punkt-Fortbewegung.
Wir hatten unseren Job gehabt, der eine
Herausforderung gewesen war, uns aber
Spaß gemacht hatte. Doch alles hätte ein-
facher sein können, wenn bei der Kon-
struktion der Kuppel nicht auf eine Gondel
verzichtet worden wäre. In dieser hätte
manmit PSAgA gesichert, alle Flächen der
Glaskuppel erreichen können.
Aufsichtsführender
Höhenarbeiter (FISATLevel 3),
European TreeTechnican,
Ausbilder SZP (FISAT),
Sachkundiger für PSA
Josef Heidenberger
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