Schnitt
gut
Stefan Bilharz
kletterblatt 2013
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… und so besteht die Hoffnung, dass aus dem zarten Sträuchlein Baumbewusst-
sein noch ein mächtiger Baum werden kann. Das schrieb ich vor einem Jahr im
Schnittgut. Noch ist es nur ein halber Baum. Alle Baumpfleger – wenn ich Baum-
pfleger schreibe, meine ich auch Baumpfleger und nicht die, die sich halt mal
Baumpfleger nennen – stimmten mir zu, wenn ich in den vergangenen Jahren die
„Berufskollegen“ kritisierte, die hirnlos Bäume kappen und wild drauflos sägen:
Hauptsache laut und man sieht etwas!
Lassen wir jetzt einmal den Baumweg und beschränken uns auf das Bewusstsein.
Lachen wir vorher noch einmal über die blitzblank gewienerten Geländewagen
vor Kindergärten, Einkaufszentren, Bioläden, Ministerien oder Fitnesszentren. Und
dann sehen wir drei Fahrräder unter Bäumen, in denen gearbeitet wird. Wir sehen
das Material, das diese drei Menschen bei sich haben und wundern uns, wie das
alles auf den Rädern unterzubringen ist. Aber es geht. Drei Baumpfleger im Nor-
den zeigen, dass man zum Baumpflegen auch auf zwei Rädern unterwegs sein
kann. Und wenn doch einmal größeres Gerät benötigt wird, auch kein Problem,
dann wird eben undogmatisch umdisponiert. Eigentlich etwas ganz Unspektaku-
läres und doch hört man auf und kann es zuerst einmal nicht glauben. Aber hier
zeigt sich, dass eigentlich vieles möglich ist, problemlos machbar und möglicher-
weise schnell normal werden würde, wenn sich erst einmal jemand aufmacht,
diesen ersten unkonventionellen Schritt zu denken und dann auch zu gehen.
Allerdings, ich gebe es zu, war auch ich als Erstes verblüfft. „Die sollen mal in den
Schwarzwald kommen!“, dachte ich, als ich zum ersten Mal von den Radlern TS,
MG und JT hörte. „Im Flachland im platten Norden, 20 km zur Bau-
stelle, das kann doch kein Problem sein!“ Aber ich hatte den
Wind vergessen und nehme deshalb alle despektierlichen
Gedanken zurück. Mein Respekt!
Eine kurze Vorstellung von Tim Schröder,
Mathias Gransow und Joern Thiede
finden Sie auf Seite 87.