Kletterblatt 2009 - page 25

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kletterblatt
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Thema
Die Rescue
Banana
Es ist eine widersprüch-
liche Situation: Jeder
Kletterer geht davon
aus, dass der Rettungs-
fall nie eintreten wird.
Dennoch hat er beim
Klettern ein latent
schlechtes Gewissen –
wann war die letzte
Übung? – und er weiß,
dass im Falle eines Falles
unter gewaltigem Stress
und Zeitdruck fehler-
freie Präzisionsarbeit
geleistet werden muss.
Die Münchner Baumkletter-
schule hat sich in den letzten
Monaten sehr viele Gedanken
zum Thema „Rettung“ ge-
macht. Sie hat eigene Erfah-
rungen und Ideen mit Ideen
anderer Kletterer und Schulen
zusammengebracht, ver­
glichen und in ein neues Kon-
zept gegossen. Entstanden ist
ein optimierter Rettungssack,
der zusammen mit freeworker
zu einem serienreifen Produkt
entwickelt wurde:
die Rescue
Banana.
Damit ist sicherlich
nicht das Ende der Entwick-
lung erreicht, aber es ist ein
großer Sprung.
Um es vorweg zu sagen:
„Einfach geht nicht!“ Rettung
ist eine komplexe Aufgabe,
bei der Planung, Ausrüstung
und Durchführung. Da, wo es
möglich ist, muss aber ver­
einfacht und standardisiert
werden. Folgende Ansprüche
haben wir an die Ausrüstung
und die Techniken gestellt:
1. Es soll eine Ausrüstung
für alle Rettungsszenarien
geben:
Rettung aus dem Außenast-
bereich der Krone
Rettung aus dem Aufstiegs-
seil, Einfach- und Doppelseil
Rettung aus den Steigeisen
am Stamm
Rettung bei der Saatguternte
2. Möglichst wenige,
einfache Schemata für alle
Situationen.
Zu 1.
Es ist jetzt möglich mit
einem Sack alle Situationen
zu meistern. Kernstück ist der
hinten quer auf der Hüfte ge-
tragene Rettungssack, der an
beiden Seiten offen ist. Da-
durch lässt sich auf jedes Seil­
ende ein System installieren.
Und so sieht die Banane von
innen aus:
ein 60 m Statikseil mit 10,5
mm Durchmesser
auf dem linken Ende befin-
det sich ein Abseilgerät für
die Rettung aus den Steigei-
sen und aus dem Aufstiegs-
seil sowie für den Rückzug
aus dem Außenastbereich
zurück zur Baummitte.
am rechten Ende ist ein
Klemmknotensystem instal-
liert mit einem 6 m langen
Kambiumschoner und zwei
Karabinern (Rettung aus
der Krone; der Kambium-
Rettung aus dem Baum: Gerüstet für den Fall der Fälle
schoner ist zusätzlich bei der
Rettung aus den Steigeisen
erforderlich – daher 6 m,
für jeden Stamm­umfang)
auf dem Kambiumschoner
befindet sich ein Rocker als
Verstelleinrichtung (Links­
händer drehen den Sack
einfach um.)
Mit einigen zusätzlichen De-
tails (kleine Metallsäge zum
Durch­trennen von
Stahlseilen,
Rettungsmes-
ser, Kurzpru-
sik, 5 m Reep-
schnur) kann
sehr flexibel
reagiert wer-
den. Denn:
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