Kletterblatt 2009 - page 17

Stämmling war selbst ein klei-
ner Baum und hatte ein Ge-
wicht zwischen ca. 1 und 2 t.
Nach dem ersten arbeitsrei­
chen Tag blieb „nur noch“ der
Stamm übrig.
Stammabtrag:
Am nächsten
Morgen ging es ans Einge-
machte: Der Stamm war mit
einem Gewicht von ca. 14 t
und einer Höhe von 12 m ein
wirklich dicker Brocken. Das
erste Teilstück wurde in ca.
8,50 m Höhe abgetrennt und
wog 4,5 t. Wir fuhren mit der
Kanzel auf ca. 40 m Höhe und
versuchten zu zweit eine 8-t-
Rundschlinge mit 8 m um den
Baum zu legen. Zu unserer
Überraschung war diese zu
kurz! Erforderlich waren zwei
Hebebänder mit jeweils 10 m
und 6 t Traglast. Diese Bänder
schlauften wir zu zweit um
den Baum. Ein Mann im Korb
und ein Mann im Baum mit
Steigeisen. Anschließend
wurde der Korb auf den
Boden gebracht. Er wurde
nicht mehr gebraucht. Der
Baum hatte in dieser Höhe
einen Durchmesser von ca.
130 cm. Hubert war mit den
Steigeisen im Baum und
hängte die Gurte am Haken
des Kranes ein. Herbert brach-
te den Kran auf Vorspannung
und gab über Funk das Kom-
mando zum Abschneiden.
Los ging‘s mit einer Säge mit
70 cm langem Schwert. Beim
Durchtrennen des Stammes
wurden kleine Keile gesteckt,
um die Gefahr des „Schwert­
einzwickens“ zu verhindern.
Das nächste Teilstück hatte
eine Länge von ca. 3,50 m
und ein Gewicht von ca. 3,2 t.
Wir wussten zwar, dass das
Innere des Baumes hohl war,
zu unserer Überraschung be-
fanden sich jedoch ca. 300 l
Wasser in dem Stamm, das
beim Schneiden wie eine Fon-
täne aus dem Baum schoss
und mir beinahe die nach die-
sem Tag fällige Dusche erspart
hätte. Bevor es weiter gehen
konnte, mussten wir eine
Zwangspause einlegen, damit
das Wasser ablaufen konnte.
Die zwei letzten Teilstücke
wogen je ca. 3 t. Das Schnei-
den erfolgte nun immer mit
dem gleichen Schema wie
beim 1. Mal bereits beschrie-
ben. Rundschlingen werden
um den Baum geschlauft, am
Haken des Krans befestigt,
mit dem Kran wird auf Vor-
spannung gegangen. Danach
erfolgt der Schnitt, sodann
der Abtransport des Holzes
mit dem Kran. Der Baum-
stamm wurde noch an Ort
und Stelle mit einem Mini-
bagger – ausgerüstet mit
einem Spaltbohrer – zerlegt.
Resümee und Halbe zum
Schluss:
Für uns ist es immer
ein Feiertag im ursprüng-
lichen Sinn dieses Wortes,
wenn eine derart große und
gefährliche Baustelle ohne
Unfall und Komplikationen
abläuft. Der Auftraggeber
und die Kreisverwaltungsbe-
hörde waren immer wieder
vor Ort und haben den Fort-
gang der Arbeiten und deren
Ausführung überwacht. Auch
sie waren mit der geleisteten
Arbeit zufrieden. Insgesamt
haben wir für den Aufbau des
Krans, das stückweise Abtra-
gen des Baumes und seinem
Abtransport zu fünft 1 ½ Tage
benötigt. Unsere „Halbe“ hat-
ten wir uns am Ende dieses
Tages redlich verdient.
Fazit:
Gefährliche Arbeiten
sind ohne Unfall und in der
Kürze der Zeit nur mit einem
eingespielten Team möglich!
Dies zeigt sich auch bei an­
deren Großprojekten immer
wieder. Ich kann daher nur
davon abraten, derartige
­Aufträge anzunehmen, wenn
man noch nie in dieser Zu-
sammensetzung gearbeitet
hat. Als Auftraggeber würde
ich bei der Auswahl des aus-
führenden Unternehmens
neben den vorhandenen
Qualifikationen auf ein ein­
gespieltes Team besonders
großen Wert legen.
Hubert Ronge
Inhaber Baumpflege Ronge
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