Kletterblatt 2009 - page 24

kletterblatt
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Thema
Mit mehr Material kann
man den Aufbau noch modifi-
zieren. Eine kleine Rolle in der
Umlenkung an der Handsteig-
klemme kann zum Beispiel die
Reibung verringern.
Um abzusteigen wird, im I’D sit-
zend, das Seil aus der Umlenkung ent-
fernt und die Handsteigklemme vom Seil ge-
nommen und am Gurt verstaut. Die rechte
Hand greift das von unten einlaufende Seil,
die linke Hand den Bedienhebel, mit wel-
chem die Abseilgeschwindigkeit dosiert wer-
den kann. Für noch mehr Kontrolle kann man
den Karabiner, den man zuvor als Seilumlen-
kung benutzt hat, in die rechte seitliche Halte-
öse hängen und das einlaufende Seil durch
den Karabiner führen. Das Gerät arbeitet
selbst­blockierend. Sobald die Bedienhand
den Hebel frei gibt, stoppt das Gerät. Das
I’D hat außerdem eine Paniksicherung. Zieht
man zu stark, kommt es auch zur Blockierung,
die man mit einer Gegenbewegung am Hebel
wieder löst.
Wo liegen die Vorteile?
• Der Materialaufwand ist verhältnismäßig
gering und der Aufbau überschaubar.
• Man braucht keine zusätzliche Sicherung
zum I’D, wie bei der Verwendung von Ein-
fach- oder Doppelsteigklemmen.
Nach jeder Aufwärtsbewegung sitzt man
wieder bequem im Gurt.
Im Notfall kann man ohne jeden Um- und
Ausbau von Materialien sofort mit dem I’D
abseilen. Man braucht weder Abseilacht
noch Sicherungsklemmknoten.
Wo liegen die Nachteile?
Das I’D ist nur mittelmäßig handlich.
Im Baum gibt es keine weitere Verwendung
für das I’D.
Das auslaufende Seil muss immer straff
durch die Umlenkung nachgeführt werden,
damit es nicht in jeder Aufwärtsbewegung
an der unteren Klemmbacke hängen bleibt.
Für das I’D gibt es eine weitere Anwendung
im Arbeitsbereich der Baumkletterer, die hier
nur kurz beschrieben werden soll. Es
handelt sich um die Sicherung bei
Stammfällungen. Benutzt man ein um-
laufendes Klettersystem mit einem ver-
stellbaren Kambiumschoner, kann man
im Notfall einhändig abseilen, wenn
man vorher das Halteseil löst. Weil das
Klettersystem, egal ob Knoten oder
Gerät, eine gewisse Länge hat, braucht
man entsprechend Platz zwischen Klet-
tergurt und Kambiumschoner. Das führt
dazu, dass man das Klettersystem in der
Arbeitsposition nicht straff halten kann.
Um tatsächlich bis zum Boden abzuseilen,
braucht man ein Seil, das zweimal so lang ist
wie der Weg nach unten.
In dieser Arbeitssituation kann man alterna-
tiv ein stehendes Seil würgend einbauen. Das
I’D braucht wenig Platz und daher kann man
die Distanz zum Klettergurt so kurz gestalten,
dass man schon an der Arbeitsposition bei-
nah oder vollständig straff im System steht.
Zudem benötigt man am Einfachseil nur die
halbe Seillänge. Die kann man in einem Beu-
tel am Gurt tragen und vermeidet damit,
dass das Seil ständig unter abgesägten Ästen
begraben wird.
Die Aufstiegstechnik mit I’D und Handsteig-
klemme wird auf den SKT-A-Kursen der
Münchner Baumkletterschule gelehrt. Damit
können bereits Anfänger Kräfte schonend an
stehenden Seilen aufsteigen und sparen Zeit,
die sonst für den Einbau des Kambiumschoners
verloren ginge. Der jederzeit mögliche schnel-
le und unkomplizierte Abstieg ist ein weiterer
wichtiger Vorteil für die Neueinsteiger.
Wer mehr Vielfalt will, kann einen Auf-
stiegskurs bei der Münchner Baumkletter-
schule besuchen.
Gernot Räbel
Inhaber Baumpflege Räbel
Baumpflegearbeiten und Höhenarbeiten
Ausbilder bei der MBKS
Der Autor
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