Kletterblatt 2012 - page 96

also nicht über denAnkerpunkt hi-
naus, Und dann haben wir uns ge-
meinsam ein System ausgedacht,
wie sie in ihre Beobachtungshütte
hinauf und wieder hinunterkom-
men, wie sie oben bleiben und sich
sichern können und wie sie sich
selbst oder einander zuHilfe kom-
men könnten. Ich habe die Aufga-
benstellung immer mehr einge-
kreist und dann war klar, wie wir
vorgehen würden.“
Das System, das sich am besten
für diese Situation anbietet, erfüllt
drei Zwecke. Aufstieg, Materialbe-
förderung und dazu verschiedene
Rettungsmöglichkeiten. „Mit einem
fest installierten Seil und einem
umlaufenden System, das über
eine Rolle führt und von unten ge-
sichert ist, hatten wir das Basis-
System. Das passendeMaterial ha-
benwir bei freeworkermit Hannes
Bludau zusammengestellt.“
Paul unterrichtete die Tierfilmer
im Standardaufstieg, wie er auch
imA-Kurs und in der Schulung für
Geocacher gelehrtwird. Sie lernten
den Umgang mit dem Sicherungs-
undAbseilgerät Petzl ID, sowie den
EinsatzmitHandsteigklemme und
Trittschlinge. „Es war wichtig,
dass sie Methoden lernten, die
schnell zu verstehen und dass die
erforderlicheKoordination schnell
zu lernen war“, erklärt Paul, „es
war wichtig, dass sie sofort vom
Aufstieg zum Abstieg wechseln
konnten, ohne ihr System umbau-
en zu müssen, falls eine unvorher-
sehbare Gefahrensituation auftre-
ten würde und schnelles Handeln
gefragt wäre.“
Ein weiteres Thema an diesem
ungewöhnlichenSchulungstagwar
das Thema Rettung. Paul schulte
die Tierfilmer in drei verschie-
denenRettungsmöglichkeiten: ein-
mal vonuntenüber dasumlaufende
System, und dann mit einem Auf-
stieg über das Fix-Seil, um eine
Partner- Rettung machen zu kön-
nen – mit anschließender Über-
nahme des Kollegen in das eigene
System, falls nötig. „Die Sicherung
für den Einstieg und die Zeit ihres
Aufenthaltes in den Baumverste-
ckenhabenwirmit demGrillonge-
währleistet, einem längenverstell-
baren Verbindungsmittel, das ge-
nügend Sicherheit und genügend
Bewegungsfreiheit erlaubt.“
Es war eine ungewöhnliche
Schulung, bei der tatsächlich alle
Beteiligten eine Menge wichtiger
Informationen für sich mitneh-
men konnten. Jan Haft und sein
Filmteam waren sehr angetan:
„Es war für uns eine positive
Überraschung, wie professionell
und zielgerichtet dieses Sicher-
heitstraining abgehalten wurde.
Bei schönstem, sonnigemWinter-
wetter stellte uns die MBKS mit
Paul Howard einen freundlichen
und sehr kompetentenTrainer zur
Verfügung, der kurzweilig, ver-
ständlich und klar strukturiert die
ganze Theorie vermittelte. Beim
praktischenTraining hat er gedul-
dig erklärt und uns die relevanten
Kniffe und Tricks innerhalb kür-
zester Zeit beigebracht.“
Neben dem Erkenntnisgewinn
kam auch der Spaß am Klettern
nicht zu kurz. Jan Haft: „Die
MBKS hat uns die nötigen Mittel
an die Hand gegeben, um sicher
und selbstständig unsere Arbeit in
der für uns ungewöhnlichen Höhe
von knapp 30 Metern in einem
schwankenden Baum ausüben zu
können.“
Tatsächlich hat das Team von
NautilusFilmnoch ein gutes Stück
Abenteuer vor sich. Es wird erfor-
derlich sein, dass ein einzelner Ka-
meramann bis zu 48 Stunden am
Stück in einemBaumversteck aus-
harrt. Da kann man ihnen nur die
Daumen halten, dass Wind und
Wetter ihnen gut gesonnen sind.
Jan Haft ist da zuversichtlich:
„DieseAufnahmenwerdenviel von
unsKameramännern fordern.Wir
freuen uns aber sehr auf diese He-
rausforderung und wissen jetzt ja
auch, dass wir uns bei Fragen oder
Problemen jederzeitmit derMBKS
in Verbindung setzen können.“
Können sie.
BRITTA ARNOLD
kletterblatt 2012
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Kletterkurs
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