Kletterblatt 2012 - page 90

kletterblatt 2012
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mitmir teilen: Denn kaumaus dem
Ausstieg heraus, bot sich mir eine
unglaubliche Aussicht über den
Landkreis Landshut, da der Nebel
mittlerweile völlig verschwunden
war!
Nach einer kurzen Lagebespre-
chung zogenwir dieMaterial- und
Werkzeugsäcke hoch, die mit Ja-
pansägen, Hammer, verzinkten
Nägeln, Holzschindeln, Teppich-
messer undTrinken gefüllt waren.
Die eigentliche Arbeit ging uns
dann gut von der Hand. Da die
Holzschindeln teilweise dreifach
überlappt waren, hatte ich be-
fürchtet, dieswürde alles sehr ver-
komplizieren. Die Befestigung der
alten Holzschindeln war aber so
gemacht, dass der Tausch alt gegen
neu einfach war. DesWeiteren be-
scherten uns die Bemühungen des
Spechtes während der gesamten
Arbeit ein überaus erheiterndes
Fachgespräch vonMann zuMann:
auch in der Specht-Welt hat das
männliche Balzverhalten manch-
mal kuriose Folgen.
Nach gut fünf Stundenwaren die
Ausbesserungsarbeiten amKirch-
turm erledigt.
Ich seilte mich zum Ausstieg ab
und quetschte mich in das Kirch-
turminnere; Ausstiege sind gerne
verdammt eng. Die, anfangs durch
die Holzschalung installierten
Seile wurden abgezogen. Mein
Kollege verschloss die letzte Öff-
nung und der Kirchturmwar wie-
der für jedeWetterlage gerüstet.
Nun kamnur noch der Abbau der
Seilstrecken. Hierzu wurden an
der Kirchturmspitze vier Seile
würgend mit je zwei unterschied-
lichen Farben installiert, die bis
zum Ausstieg reichten. Mit einem
Schmetterlingsknoten würgend,
wie die Installation vom Auf-
stiegsseil in der Baumpflege. Ich
richtete mir einen Rettungssack,
in dem sich zwei Stahlseile mit
Karabiner zum Anschlagen und
zwei Seile, die bis zum Boden
reichten, befanden. Der Kollege
vollzog in derselben Zeit einen
Seilwechsel auf die zwei blauen,
würgend eingebauten Seile. Die
rotenSeilewurden zur Partnerret-
tung installiert. Die Stahlseile und
die zwei Seilstrecken, die wir zum
Arbeiten benötigt hatten, wurden
ebenso abgebaut. Mein Kollege
seilte sich ab, kam durch die Aus-
stiegsluke wieder in den Kirch-
turm und wir zogen die vier wür-
gend eingebauten Seile ab.
Luke zu, fertig.
„Unser Kirch-
turm“ erinnertemit seinen grauen
und holzfarbenen Holzschindeln
an einen Fleckerlteppich und die-
sen konnten wir einem zufrie-
denen Kunden übergeben.
Auch für Baumpf leger ist die
Seilzugangs- und Positionierungs-
technik sinnvoll, da wir bei Wild-
wuchsentfernung mit der Doppel-
seiltechnik immer wieder an un-
sere Grenzen stoßen. Vor allem,
wenn die Seile um Kanten laufen.
Bei Schneidearbeiten redundant
gesichert sein, ist auch so eine Sa-
che. Ohne Unfälle auch solche
Kundenwünsche zu erfüllen, ist
nur mit einer Ausbildungmöglich.
Ausbildungen in der Seilzugangs-
und Positionierungstechnik wer-
den in Passau und München von
mir oder über Münchner Baum-
kletterschule angeboten.
Aufsichtsführender
Höhenarbeiter (FISATLevel 3),
European TreeTechnican,
Ausbilder SZP (FISAT),
Sachkundiger für PSA
Josef Heidenberger
Seilzugangstechnik
Report
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