Rettung
Praxis
kletterblatt 2012
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E
in wunderschöner, knackig kal-
ter Januartag, -10° C. Bremen
Nord, Vegesack. Ein entspannter
Arbeitstag scheint vor uns zu lie-
gen: Totholzschneiden im Stadt-
park. Es ist herrlich ruhig, dieWe-
ser liegt vor uns, Sonnenaufgang.
Die Baustelle wird eingerichtet,
Seile eingebaut. Als ein Trupp von
Gärtnerkollegen mit Häcksler und
Arbeitsbühne anrückt, ahnen wir:
Es ist vorbei mit der Idylle. Sie be-
ginnen ein Stück entfernt von uns
zu arbeiten, hinter einemGebäude,
so dass für uns nicht einsehbar ist,
was bei ihnen vor sich geht.
Der Maschinenlärm verstummt
allerdings recht schnell wieder,
und als in unserer Frühstückspau-
se immer noch nichts zu hören ist,
fangen wir an, uns ein wenig zu
wundern.Was ist los bei denKolle-
gen? Die Frage klärt sich dann
auch bald: einer der Arbeiter
kommt zu uns und bittet umHilfe.
Die Hydraulik der Arbeitsbühne
scheint defekt zu sein. Der Korb
-besetzt mit zwei Männern - ist
voll ausgefahren und nun nicht
mehr zu bewegen. Auch der Notab-
lass funktioniert nicht. Schon seit
über einer Stunde harren die Ar-
beiter da oben in der Kälte aus.
Was tun? Mein Vorschlag, die
Männer aus dem Korb abzuseilen,
stößt auf erleichterte Zustimmung.
Also wird ein Seil eingebaut, die
Rettungsbanane umgeschnallt,
und hoch geht es in den Baum. Ich
ankere mich mit dem System aus
der Rettungsbanane, seile mich
über eineUmlenkung zu denKolle-
gen in der misslichen Lage ab und
sichere mich am Korb kurz. Einer
der beiden Männer bekommt von
mir einenKlettergurt, wirdmit der
Expressschlinge mit mir verbun-
den, ins Seilsystem übernommen
und abgeseilt.
Still ruht der Korb
Was tun, wenn in luftiger Höhe
die Technik streikt und es keinen
Plan für einen Notausstieg gibt.
Hilfe kommt von Baumkletterern.
Ein Bericht von Alexander Grote.
... abergemütlich ist esnicht