Kletterblatt 2012 - page 79

Schnitt
gut
Stefan Bilharz
... und so besteht die Hoffnung, dass
aus dem zarten Sträuchlein Baumbewusstsein
noch ein mächtiger Baum werden kann.
Noch behindert vielerorts ein Denken ad libitum, falsche Spar-
samkeit oder schlicht und einfach Ignoranz eine solide art- und situ-
ationsgerechte Baumpflege. Zwar hat manmancherorts schon verstan-
den, dass Stadtbäume mehr sind, als nur begleitendes Grün, oder das
gleiche wie außerhalb, nur eben innerhalb. Doch noch immer werden bei
Straßensanierungen, Baumbeurteilungen, Entscheidungen über Baumsanie-
rungen oder –fällungen fachfremde „Experten“ herangezogen. Wieso glauben
eigentlichmobile Hausmeisterdienste, Waldexperten, Straßenbauer oder Garten-
freunde zu wissen, welcher Stadtbaum der richtige sei oder wie seine Vitalität ge-
messen werden kann?
Das Kletterblatt hat immer BaumKompetenzen anerkannt. Doch Respekt gebührt dem,
der nicht nur zu wissen glaubt, sondern auch seine Grenzen kennt. Und dazu gehört eben
auch, dass für Baumpflege oder Baumzustandsanalysen in Städten nicht der zuständig
ist, der sowieso gerade dort arbeitet oder finanziell günstig ist, weil er keine externen Ko-
sten verursacht, sondern der muss geholt werden, der sich kraft seiner Profession kompe-
tent mit Stadtbäumen auseinandersetzen kann.
Aber es besteht Hoffnung. Es ist ein Wandel der kommen muss, weil andere kommen
(Stichwort: Klima). Was mich jedoch immer wieder nachdenklich stimmt, ist die unendliche
Gleichgültigkeit oder Duldsamkeit die Landschaftsästhetik betreffend. Ein gekappter großer
Baum kann uns doch nicht wirklich gleichgültig lassen. Oder?
kletterblatt 2012
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„Es ist kein Baum,
der nicht zuvor
ein Sträuchlein gewesen.“
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