Kletterblatt 2010 - page 88

das
Tüpfelchen
auf dem i
*e oder
kletterblatt 2010
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Baumpflege
Technik
I
mFrühjahr 1998 dachte sich der In-
itiator einer damals noch wenig be-
kannten kleinen Baumkletterschule,
Johannes Bilharz, es müsse doch
möglich sein, in Europa einen Seil-
hersteller zu finden, der Baumklet-
terseile herstellen könne. Bis dahin
musste er nämlich die Baumklet-
terseile für seine Kurse umständ-
lich aus den USA importieren.
„Klar können wir das, wir sind
schließlich die Erfinder des Kern-
mantelseiles”, meinte der Vertre-
ter vonEdelrid, immerhineinnam-
hafter Hersteller für Bergsport-
seile. Das Baumklettern sei ihm
zwar fremd, aber so schwer könne
das nicht sein. Man war sich also
grundsätzlich einig undwollte sich
amdamals bekanntesten amerika-
nischen Baumkletterseil High-Vee
orientieren. Der Vertreter nahm ein
Seilmuster mit und versprach, sich
darum zu kümmern. Zu dieser Zeit
hatte die Firma Beal aus Frankreich
zwar schon ein Baumkletterseil am
Markt. Dieses wurde von den deut-
schen Baumkletterern aufgrund seiner
Griffigkeit und hohenMantelverschie-
bung jedoch nicht akzeptiert.
Die unscheinbare Baumkletterszene
scheint in Isny zunächst keinen Eindruck
hinterlassen zu haben, denn statt eines
Nachbaus des High-Vee schickte Edelrid
Die Erfolgsgeschichte eines Baumkletterseiles
Deutschland ist heute für die Baumkletterer weltweit in vielen Bereichen ein Innovationsmotor.
Da fällt es schwer zu glauben, dass es vor 15 Jahren noch keine in Deutschland hergestellten
Baumkletterseile gab.
ein 13mmStatikseil aus demStandardsor-
timent. Es war zwar orange wie das High-
Vee, aber das war auch schon die einzige
undnur rein äußerlicheGemeinsamkeit. Es
wäre ja auch zu schönund einfach gewesen,
wennman sichdieEntwicklungskosten für
ein neues Seil hätte sparen können. Doch
irgendwie muss diese kleine Kletterszene
dann doch genug und guten Eindruck hin-
terlassen haben, denn man beschloss bei
Edelrid, sich diesem Nischenmarkt zuzu-
wenden. Also auch Kapital zu investieren
und ein Risiko einzugehen.
Am 8. August 1998 präsentierte Edelrid
sein erstes Baumkletterseil bei den Euro-
päischen Baumklettermeisterschaften in
England der Öffentlichkeit. Der Name:
X-Perience. Erfahrung sollte daswohl aus-
drücken, doch mit den Eigenschaften der
Vorbilder aus den USA konnte das Seil
noch nicht mithalten. Es hatte zwar das
gleiche Flecht- und Farbmuster, doch es
war viel zu weich und hatte eine sehr hohe
Mantelverschiebung. Die Baumkletterer
waren enttäuscht und Edelrid schockiert.
Denn zusätzlich zu den nicht unerheb-
lichen Entwicklungskosten hatte man
auch noch viel Geld für die Zertifizierung
ausgegeben. Im Glauben an die eigene
Kompetenz hatte man etwas vorschnell
gehandelt ohne Einbeziehung der Anwen-
der. Kein Baumkletterer hatte das Seil vor
der Premiere, geschweige denn vor der
Zertifizierung getestet.
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