Kletterblatt 2008 - page 88

Thema
als ob das Glas nicht nur durch die
Bewegung des Armes, sondern
auch der Schulter angehoben
wird. Nimm wahr mit fein gestell-
ter Aufmerksamkeit und ohne zu
bewerten, wie sich diese Bewe-
gung anfühlt. Ist es angenehmer,
verkrampfter, leichter, gewohnt?
Wo findet die Veränderung am
deutlichsten statt? Was kannst Du
bemerken?
Jetzt experimentiere damit, dass
Du vor dem Aufheben des Glases
Deine Schulter weit und locker
machst, sie nach außen und unten
fallen lässt, also erst einmal ein
bisschen nachgibst im Schulter-
gürtel. Das kann schwierig sein,
schwieriger als das Hochziehen
der Schulter vor der Bewegung.
Versuche es einfach, so gut Du
es eben kannst. Was kannst Du
wahrnehmen? Spüre dabei, wel-
che einzelnen Bereiche Deines
Armes, Deiner Schulter und Dei-
nes Rückens beteiligt sind. Was
von dem, was Du gerade auspro-
biert hast, fühlt sich am ange-
nehmsten an? Wo fällt Dir die
Bewegung am leichtesten?
Für eine weitere Übung
gehe in die klassische
Liegenstützposition:
Zuerst einmal gehst Du in die auf-
gestützte Position, wie Du es
spontan und ohne nachzudenken
tun würdest und richtest Deine
Aufmerksamkeit darauf, was Du
im Schulterbereich, in der Brust
und im Rücken spürst. Wo beob-
achtest Du Akti-
vität in den
Muskeln, wo ist es unangenehm,
wo fühlt es sich eingeengt ein, wo
geweitet oder gedehnt? Dann lass
Dich in dieser Position richtig hän-
gen (Abb. 1). Die Schulterblätter
drücken wie kleine Flügel nach
oben heraus. Beobachte an Dir die
kleinen körperlichen Details, die
Dir dabei auffallen. Wie fühlst Du
Dich jetzt? Fühlst Du Dich kraft-
voll? Ist Deine Position stabil?
Wo bemerkst Du Anspannungen
und Einengungen, wo Weite und
Leichtigkeit?
Finde nun in die dritte Variante
und lege Deinen Focus auf den
Kontakt der Hände mit dem
Boden. Schmiege Deine Hände
mit langen Fingern flach auf die
Unterlage. Drücke Dich kraftvoll
aus dem Boden heraus, ohne
dabei die Arme zu überstrecken.
Behalte eine ganz leichte Beu-
gung im Ellenbogen bei (Abb. 2).
Welche Veränderung nimmst Du
wahr im Vergleich zu den anderen
beiden Positionen? In welcher der
drei fühlst Du Dich am wohlsten,
am kraftvollsten?
Woher weißt Du nun, ob
Du die Übung richtig ge-
macht hast, d.h. ob Du den
Sägemuskel aktivieren konn-
test? Da dies keine „größer –
schneller – weiter“-Übungen
sind, sondern es ganz alleine
auf Dein eigenes Körperge-
fühl ankommt, gibt es erst-
mal keine mess- oder zähl-
baren Kriterien. Es zählt Dein
eigenes Körpergefühl. Falls
jeweils die letzte Variante die
angenehmste war, bei der Du
z. B. die meiste Kraft
gespürt hast, dann
bist Du auf jeden
Fall auf dem rich-
tigen Weg, Nerven-
system und Bewegungsspekt-
rum um einen Muskel zu be-
reichern. Meist erhält man je-
doch erst nach einigem Üben
eine Vorstellung und ein Ver-
ständnis dafür, wie es geht.
Probiere in der nächsten Zeit
für Dich nochmal die drei ver-
schiedenen Varianten, entwe-
der in der „Trockenübung“
oder bei alltäglichen Bewe-
gungen, zum Beispiel wenn
Du das nächste Mal arbeitest
und etwas Zeit hast zum Aus-
probieren, beim Sägen mit
der Handsäge, wenn Du die
Motorsäge aufhebst oder
wenn Du das Seil verkürzt.
Versuche herauszufinden, wie
Du die Bewegung noch leich-
ter, noch flüssiger und ge-
schmeidiger gestalten kannst.
Vielleicht erfährst Du schon
beim Ausprobieren, dass Deine
Muskeln nicht so schnell er-
müden, außer denen eventu-
ell, die Du neu aktivierst und
die wahrscheinlich etwas un-
trainiert sind. Bei denen kann
sich durchaus ein Muskelkater
einstellen.
Wenn Du weiter auf der
Spur bleibst, die Bewegung so
leicht und mühelos wie mög-
lich zu gestalten, kann es gut
sein, dass Du von ganz alleine
noch weiteren vergessenen
Muskeln auf die Spur kommst.
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Die Autorin
Anja Ueberschär
Seit 2000 selbstständig
in der Baumpflege
2004 Pilates-Grundausbil-
dung, seit 2006 body bliss Trainerin z. A.
und Kurse in Beweglichkeitstraining
Weitere Infos bei Anja Ueberschär
0174 30 40 532
Abb. 2
1...,78,79,80,81,82,83,84,85,86,87 89,90,91,92,93,94,95,96,97,98,...128
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