Kletterblatt 2013 - page 30

Aufgrund der Empfindlichkeit der Rinde im Jungholzbereich, klettert der
Diplomand von Prof. Steve Sillett ohne Schuhe, umdie Rinde des höchsten
Riesenmammutbaumes der Welt, den er untersucht, nicht zu schädigen
(s. Kletterblatt 2011 auf
.
kletterblatt 2013
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Baumpflege
Praxis
Winterausgang, vor demBlattaustrieb:
Knospen
wachsen auch während desWinters. Kurz vor dem
Blattaustrieb sind sie sehr empfindlich und bre-
chen sehr leicht ab. Reservestoffe sind schon aus
den Speicherorganen (Äste, Stamm, Wurzel) mobi-
lisiert und teilweise in die Peripherie (Feinäste)
verlagert. Ein Schnitt in der Peripherie (Reduzie-
rung der Feinäste) reduziert deshalb die zur Verfü-
gung stehenden Reservestoffe stärker als zu Be-
ginn der blattlosen Phase. Dadurch ist ein etwas
schwächerer Austrieb und damit geringere Vitali-
tät zu erwarten. Das kann aber unter Umständen
schnell durch die neue Blattmasse kompensiert
werden und dürfte kaum schaden (im Gegensatz
zum Schnitt vor oder während der Einlagerungs-
phase der Reservestoffe imHerbst, s.u.).
Frühjahr:
Die Rinde an jüngeren Trieben und Äs-
ten ist im Frühjahr sehr empfindlich und platzt
sehr leicht weg (z.B. sehr ausgeprägt bei Kiefern
oderMammuts), weshalbman bei der Pflege beson-
ders vorsichtig sein muss. Jeder erfahrene Baum-
pfleger kennt das Problem. Der Baumschuler hin-
gegen nutzt diese Zeit für Veredlung, gerade weil
sich die Rinde so leicht löst.
Frühjahr bis Frühsommer:
Die Hochphase der
Assimilationsleistung und die Hauptphase von
Längen- und Dickenwachstum. Ein Schnitt in die-
ser Phase regt Neutriebbildung und teilweise auch
die Verzweigung an. Junges Gewebe ist allerdings
immer anfälliger gegen Verbiss und Schaderreger.
Diese höchste Leistungsphase des Baumes ist zu-
gleich oft auch die aktivste Phase von schädlichen
Organismen. Ob diese Phase günstig ist oder nicht,
hängt von der vorherrschenden Situation ab. Diese
kann man nur für konkrete Fälle ermitteln: Wel-
cher Baum, welches Stadium, welcher Schädling
etc.
Laubaustrieb bis Laubfall:
Schnittwunden sind
immer Eintrittspforten für Schaderreger, aber
selbst so kleine Wunden, wie sie durch Blattfall an
der Basis des Blattstieles entstehen, können Ein-
trittspforten für Schadorganismen sein. Viele
Schadorganismen haben zu unterschiedlichen
Zeiten „während der Vegetationszeit“ ihr höchstes
Infektionspotential z.B. durch Sporenflug. Ob Spo-
renflug gefährlich ist, kann deshalb nur situations-
bedingt für konkrete Fälle abgeschätzt werden.
Frühsommer bzw. Triebabschlussphase:
Spät
gebildete Triebe (evt. provoziert nach Schnitt im
späten Frühjahr) reifen oft nicht bis zum Winter
aus und sterben ab. Der Triebabschluss wird ge-
stört, wenn man vor der Ausreifungsphase eines
Triebes schneidet. Das ist bei älteren Bäumen si-
cherlich nicht das große Problem, weil dieWüchsig-
keit nicht sehr hoch ist. Baumpfleger sollten das
aber wissen.
Sommer:
Die Assimilationsleistung kann vermin-
dert werden, wennman in einer Phase schneidet, in
der keine neuen Triebe und damit Blätter mehr ge-
bildet werden können. Bei vielen Obstbäumen ist
das z. B. die Zeit ab Juni/Juli. Es gibt aber auch
kompensatorische Effekte, dass nämlich vorhan-
dene Blätter mehr leisten, wenn andere ausfallen.
Dasmacht sich der eigentliche „Sommerschnitt“ im
Obstbau zu Nutze. Dort werden beim sogenannten
„Sommerschnitt“ bzw. „Sommerriss“ einjährige
Triebe entfernt, die sowieso im Winter entfernt
werden würden. Die Früchte erhalten mehr Sonne
und die verbliebenen Triebe reifen besser aus und
die Blätter werden besser belichtet, wodurch sie
mehr Assimilate produzieren. Das hat mit dem
„Sommerschnitt“, wie ihn viele Baumpfleger als
Begriff verwenden, recht wenig zu tun. Deshalb
bedarf es hier einer klaren Unterscheidung bzw.
Definition!
Sommer bis Herbst:
Die Hochphase der Reserve-
stoffeinlagerung wird viel zu wenig beachtet. Sie
wird empfindlich gestört, wennman in der Haupt-
phase der Einlagerung schneidet. Reservestoffe
sind wichtig für die Winterhärte, die Atmung im
Winter und auch für denStoffwechsel. Es findet so-
gar Zellteilung statt z. B. in den Meristemen von
Knospenanlagen. Auch die Wurzeln wachsen wei-
ter (von wegen „Ruhephase“). Und Reservestoffe
sind natürlich sehr wichtig für denNeuaustrieb im
Frühjahr.
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