Kletterblatt 2013 - page 22

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Neben dem Gelderwerb war dies für ihn das beste
Training für dieMeisterschaften. Richtig große Bäu-
me, echte „Master“-Bäume haben für gewöhnlich nur
dieKletterer inNeuseeland oder Australienmit ihren
gigantischen Eukalyptus-Bäumen.
Doch sein Zuhause ist Gomadingen, ein kleiner Ort
auf der Schwäbischen Alb. Dort lebt er in einem Ein-
familienhaus, das sich auf den ersten Blick nicht von
anderen unterscheidet. Aber das ist wohl demBebau-
ungsplan geschuldet. DennBernd Strasserwäre nicht
Bernd Strasser, wenn der erste Blick schon alles offen
legen würde. Die Kletterausrüstung hat er mit inno-
vativen Ideen weiterentwickelt. Wenn Hersteller
sagten, so ist es, hat er gesagt, so kann es sein. Und so
einer baut nicht einfach nur ein Haus wie ein Haus
eben ist. Sein Haus hat er aus Strohballen und Lehm
gebaut. Nicht so wie Nörgler und Biedermeiers Nach-
geborene denken würden, sondern hochmodern. So
innovativ wie seine Kletterausrüstung. Stroh und
Lehmkombiniertmit ausgetüftelter Energieeffizienz
und mit modernstem computergesteuertem Strom-
Management. Der Individualist zeigt sich auch bei der
Treppe vom Wohnzimmer in die obere Etage. Jede
Stufe eineHolzplanke, einUnikat, eine eigene Baum-
art, mit eigener Geschichte, selbst gesammelt im
Laufe der Jahre.
Bernd Strasser ist Individualist und doch auch ein
hervorragender Teamplayer, mit dem und für den
schon viele bekannte und unbekannteKletterer gear-
beitet und dabei viel von ihm gelernt haben. Bei den
Deutschen Meisterschaften ist er nur angetreten,
wenn er sich für dieWeltmeisterschaft qualifizieren
wollte. War er amtierender Weltmeister und damit
automatisch qualifiziert, verzichtete er auf die Teil-
nahme an der DeutschenMeisterschaft, umanderen
die Teilnahme an derWeltmeisterschaft zu ermögli-
chen und zu zweit oder zu dritt als Team-Deutsch-
land aufzutreten.
2013wird er 45 Jahre. „Schlussmit Klettern“, rufen
unsere Berufsvertreter, Krankenkassen und Unfall-
versicherer. Bernd Strasser zeigt, dass mit 45 Jahren
längst noch nicht Schluss sein muss. Wer bei einer
Baumkletter-Weltmeisterschaft als ältester Teilneh-
mer mit 44 Jahren auf höchstem Niveau diese ge-
winnt, bei demkannman sich vorstellen, dass es noch
lange dauern wird, bis das Können so weit abgeklun-
gen ist, dass er sich im täglichen Arbeitsleben nicht
mehr behaupten kann. Ob Bernd Strasser sich mit
demNormalo-Niveau zufrieden gibt, das ist eine an-
dere Frage. Vielleicht gilt auch für ihn „mit 66 Jahren
ist noch lange nicht Schluss“. Wir werden sehen.
Die Bilder in unserem Fotobericht zeigen Bernd Strasser
bei der Deutschen Meisterschaft 2012.
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